Forum für Philosophie und Politik
Tolle Aktion und schöner Text! daran gemeinsam weiterzudenken und auszuprobieren habe ich Lust! herzlich, Caroline
das habe ich sehr! gern gelesen. aus meiner sicht ist es wunderbar und inspirierend, dass du, dass ihr diese aktion habt durchziehen können. vielen dank! und auch vielen dank an "weiterdenken" fürs veröffentlichen und "letting me know".
Ach herrje, auch das noch. Das wusste ich noch nicht. Uns gehen die Denkanlässe nicht aus, aijaijai.
Liebe Monika danke. einfach. danke.
Artikel: (g)Dicht
Liebe Anne, was für eine tolle Aktion und was für spannende Gedanken! Vielen Dank dafür! Das motiviert mich, hier auch etwas auf die Beine zu stellen... wenn es nicht an der Zeit mangelt.
Ja, die Sendungen hab ich auch gesehen - Tipp zum Nachschauen, die gibts ja noch in der Mediathek. Ich habe neulich in einer Talkrunde noch jemanden gehört, der das Wahlverhalten der Jüngeren erforscht hat, und da war das Ergebnis, dass zwar mehr junge Männer als Frauen die AfD gut (und "ganz normal") finden, aber dass die jungen Frauen, die sich zur AfD bekennen, inhaltlich radikaler und extremer rechts sind.
Vielen Dank Anne für diesen inspirierenden Artikel über eure Aktion. So viel gründliche Reflexion. Das war eine große Freude für mich das zu lesen!! Als eine für die ihr Bett immer einer der Wichtigsten Orte auf der Welt war und die seit Jahrzehnten mit den eigenen Träumen und denen anderer arbeitet, konnte ich mich voll damit verbinden. Und Betten draussen aufzustellen hat immer eine große Magie. Auch im Wald oder in Gärten. Da habt ihr ganz tiefe Schichten angesprochen und offensichtlich auch erreicht. Glückwunsch!!!
Liebe Jutta, liebe Juliane, vielen Dank für das Gespräch, vielen Dank für diese innovative 5-Fächer-Idee, muss ich drüber nachdenken. In mir hat erstmal alles rebelliert, weil ich dachte, wo ist Musik, Kunst, Sport? Und was, wenn ich gerade in diesen Fächern "Leistung" zeigen will? ;) Guter Übergang, denn ich finde es einfach zu pauschal, wenn du sagst, "linke Narrative wollen den Leistungsdruck bekämpfen". Hier Sind die Gründe wirklich nicht egal. Zunächst einmal geht es darum, Ungerechtigkeiten irgendwie in den Griff zu bekommen: warum soll ein weißes Mädchen 10 Meter weiter rennen und trotzdem dieselbe Leistung abliefern wie ein weißer Junge, und ein Mädchen of Colour muss gleich nochmal 10m weiter hinten anfangen zu rennen? Jetzt mal ganz grob. Darum geht es viel in linker Politik. Warum sind Mädchen in der Schule gerade den Jungen immer weit voraus, aber dann im Arbeitsleben und wenns so richtig mit Karriere losgeht - meist wenn die Frauen die Babies bekommen -, sind dann die Jungen mit ihren mittelmäßigen Abschlüssen überall die Absahner des Systems? Darum dreht sich linke feministische Politik auch viel (oder sollte sich drehen). Und natürlich: es darf einfach die Frage nicht hinten runterfallen: Leistung für was? Für wen? Für was gebe ich Zeit her, die ich mit anderen wichtigen Dingen im Leben füllen müsste, nur damit ich gewisse Ziele erreichen kann? Welche Ziele? Ist es ok, in dieser Zeit für diese Ziele seine Beziehungen nicht zu pflegen? Ist es ok, nicht so genau hinzuschauen, wenn es anderen und der Welt schlecht geht? Ist es ok, all die Bereiche außerhalb der "individuellen/beruflichen Leistungserbringung" auszuschalten, manchmal für immer? Ich finde es durchaus wichtig, dass jede Person ihre Ziele verfolgen kann und Chancen hat, das zu erreichen. Aber ich finde es in einer Welt, die sich mitten im Massenaussterben befindet, umso wichtiger, dass sich jede Person fragt: Leistung wofür? Leistung wohin? Leistung warum? Und wenn ich als linke Denkerin gegen Leistungsdruck bin, dann, weil schon dem Wort "Leistungsdruck" ja ein bisschen Gewalt inneliegt, oder? Wer oder was drückt hier? Und was wird dabei unterdrückt? Und weil ich glaube, dass wichtige Dinge des Lebens hier aus den Augen verloren werden, die man zu sehen dadurch auch ganz verlieren kann. Ich verstehe, wenn Menschen nur Sinn für eine Sache haben. Wenn sie Leidenschaft nur für bestimmte Dinge entwickeln können und da komplett durchmarschieren. Und das dann auch gut für den Rest der Menschheit ist. Mir fällt jetzt gerade nur Katharina Witt ein, da freue ich mich, dass ich ihre Olympiasiege miterleben durfte. Was sie aber dann an Weltbeziehung und anderen Aufgaben nicht erfüllen kann und konnte, das muss dann von anderen abgedeckt werden. Für einen solchen Ausgleich muss dann eben auch gesellschaftlich gesorgt werden. Du erwischst mich natürlich insgesamt auf dem falschen Fuß, denn ich plädiere momentan ja für Nichtstun und Nutzlosigkeit (für den Kapitalismus), um die Welt wieder ins Lot zu bringen. Ich finde gerade tatsächlich, wir müssen erstmal alle bissn runterkommen. Von unseren Ansprüchen, ja, auch von unseren Leistungsansprüchen. Es darf nicht so schwer sein, das zu tun, was man will und worin man gut sein will und damit ein gutes Leben zu haben. In der nächsten Zeit wird das Begehren außerhalb der kapitalistischen Verdienstlinie, außerhalb der Vermehrung des abstrakten Reichtums weiter wachsen. Weil "Leistung" und Know-How notwendig wird in Bereichen, die jetzt noch keiner aufm Schirm hat. Was ist mit dieser Leistung, die man erbringen will, die aber kein Dach über dem Kopf im Kapitalismus garantiert? Und bringen dann Begriffe wie "Fremdsteuerung" was? Ich bin voll und ganz dafür, dass man seine Ziele intensiv und mit viel Liebe und auch mal mit Schmerz, Entbehrung und Zähigkeit verfolgen muss. Wenn daraus dann ein Mehr für sich selbst und für die Welt entsteht. Aber das ist für mich eine andere Art von "Leistung"; die hat nichts damit zu tun, dass man sich in diesem ungerechten europatriarchalen Gesellschaftssystem "durchbeißen" muss und auch mal "Scheiße gefressen" haben muss, um es "nach oben" oder zu einem angemessenen Gehaltszettel zu schaffen. Systeminhärentes Leistungserbringen ist für mich oft fremdgesteuerter als das, was du glaube darunter verstehst. Wir müssen hinterfragen, warum manches als Leistung gilt und anderes wiederum nicht. Ich weiß nicht, der Begriff "Leistung" ist für mich zu sehr in das neoliberale Wachstumscredo-Narrativ verwoben; und diese Art und dies Richtung der Leistungsverfolgung ist für mich tatsächlich ein tödlicher Pfad. Vielleicht ist es notwendig, das mal auseinanderzudröseln: Welche Leistung... oder ... welche Leistungsintensivität ist gut für mich und die Welt? Und welche ist schlecht, mit welcher verliere ich das Große und Ganze aus den Augen?
Artikel: Weniger ist mehr – eine gute Idee für die Schulen?!
hallo Susann, dein gedicht gefällt mir gut und erinnert mich an eines meiner gedichte - wahrheitssuche die suche nach dem wahren leben schritt für schritt entfernung von sich selbst oder das leben anders gelebt um schritt für schritt da zu landen wo man immer schon war was ist leben? dieses M.K., 74 jahre
Artikel: (g)Dicht
Ja... Das Neo Magazin Royale hat letztens diesbezüglich in einer Sendung das Gaming besprochen... wie dort rechte Inhalte ganz "unpolitisch" verpackt werden und sich vehement dagegen gewehrt wird, dass hier massiv rechte Politik betrieben wird. Und in der Sendung davor - aber das lesen junge Leser wahrscheinlich eh nicht - war das Thema das Wegbrechen der Lokalzeitungsseiten gerade in dörflichen Gegenden, wo dann die kostenlosen Werbeblättchen übernehmen, die immer öfter von AFD-nahen Leuten geführt werden. Da reiht sich dann eine AFD-Werbung und rechte Inhalte aneinander. Wenn es da eben auch kein Gegengewicht mehr gibt... Das alles ist aber einfach schon so lange bekannt, gerade in dörflichen Gegenden im Osten, wie da die Rechten seit Jahren und teils Jahrzehnten Strukturen aufbauen. Und wo sparen die Kommunen am meisten? In den ganz kleinen Posten wie Jugendclub oder Schwimmbad oder Kunst und Kultur, da fällt es leicht zu kürzen. Es ist also ganz aktive "demokratische Politik", die wichtige linke und kreative Strukturen wegbrechen lässt und damit den Rechten den Raum überlässt (und damit die Jungen ja irgendwie auch in andere Räume wie ins Gaming und zu TikTok treibt). Als Jugendlicher nicht rechts zu sein ist dann einfach kein Selbstläufer mehr, wenn jede andere Orientierung im öffentlichen Raum außerhalb es Elternhauses rar ist, und das dann noch in einer Zeit, in der sich Junge ja eh bisschen von der Elternsicht entfernen will, eigene Sichtweisen entwickeln will. Ich finde diese Entwicklung eigentlich gar nicht verwunderlich; im Grunde ist es mal wieder so, dass man sich wundern muss, dass alle sich wundern.
Danke für diese Idee, sie ist prima. Fünf Fächer sind wirklich genug.
Artikel: Weniger ist mehr – eine gute Idee für die Schulen?!
@Caroline Danke für dieses leichte, an verschiedenen Stellen in "bzw-weiterdenken" fühlbare im - Puls - ieren. Mir kam sofort Rumi in den Sinn „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ (in Gewaltfreie Kommunikation, Marshall B. Rosenberg) Dort findet Begegnung statt. wenn sich ICH und DU herausbewegen und hineinbewegen in ein UNS, in einen Wir-Raum. Wer es gelebt und erlebt hat, weiß um die Schönheit dieses Raumes. Für mich ein Raum der Freiheit, des Durchatmens, des Tanzes, der Leichtigkeit, des Glücks. Ein Geschenk. Und doch eben kein Geschenk. Eine Gabe von allen Beteiligten. Denn dieser Raum entsteht aus der Bewegung aller. Aus dem außer sich sein, dem aus sich heraustreten in ein WIR. @Anne Was nun, wenn nur ein beteiligter Mensch aus sich heraus-geht hinein in diesen WIR-Raum? Diesen WIR-Raum er-öffnet? Als Gast-Geberin einlädt in diesen WIR-Raum? Ist das dann nicht doppelt - un -sicher, doppelt - un - gewiss? Und doppelt - spannend auch? Was gibt es zu verlieren - außer sich selbst zu finden? Aus sich heraus zu gehen? Sich zu zeigen? Mutig. In eben diesem MOMENT. Diese Fragen habe ich aus deinen Worten herausgelesen. Ich wünsche mir sehr, dass sie einen Landeplatz in dir finden. Dich be - suchen.
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Weiterdenken ... Weiterdenken = Wissen von Gestern ... in die Zukunft blickend. Wir haben viele Fragezeichen????? ... der Mensch... woher???? wohin ???? .... eigene Person... Quelle: dieMutter... retepluam = Witwer... Trauer... seit Jahren... fast täglich Friedhof... Grabstätte Familie ca... 145 Jahre ... vergessene Kriegskindergeneration... Bomben-Nächte und Tage Besatzungsmacht. Hunger... vor Hunger von Schulbank gefallen... heute Wohlstand ... jedoch auf der Welt viel, viel Drama... Innere Frage: wo kommst du her.... Vorfahren...???? bis zur Zeit der Römer???? es war südlich der Main-Linie ... bewohnt... Weiterdenken bei all den Fragen, auch zur Schöpfung... bis hin zu den Galaxien!!! gibt ausser der Tierwelt noch weitere Wesen zu menschlicher Ähnlichkeit... Eine Lösung über viele, viele Punkt `= Liebe!!! ... Gott ist die Liebe.... Gruß KleinPeterlein
Artikel: Von Bachscher Musik inspiriert
Liebe Anne, ich denke, der entscheidende Punkt ist, dass "Erziehung" nichts Individuelles nur ist, sondern man erzieht ja immer in gesellschaftliche Strukturen hinein, so wie du auch schreibst. Von daher ist wahrscheinlich der beste Weg, genau diese Strukturen zu verändern, ansonsten ist es kaum möglich, oder nur in Einzelfällen. Entscheidend ist dabei eben, was in einer Kultur als "Männlichkeit" dargestellt wird. Als "Zwischending" hilft wahrscheinlich auch, selbst in linke/profeministische Strukturen eingebunden zu sein, also Jungs, die in linken Netzwerken oder Kommunen etc. aufwachsen, in denen sie profeministische Vorbilder von Männlichkeit haben, werden meistens auch selbst irgendwie feministisch. Was konkret das Auseinanderdriften bei den jungen Männern /Frauen betrifft, so spielt natürlich eine Rolle, dass die AfD und generell die Incels/Faschos massiv das Internet und insbesondere Tiktok bespielen. Sie stellen ihre Posts genau auf diese Zielgruppe ab und das ergibt durch die Algorithmen dann regelrecht einen Sog der Radikalisierung. Derselbe Mechanismus, der junge muslimische Männer in islamistische Kreise reinzieht. Andere Weltanschauungen sind in diesen Medien einfach sehr unterrepräsentiert.
Danke für das Heraustreten aus der Sprachlosigkeit und die differenzierte Sicht. Vor allem den Teil über die unterschiedlichen "Lehren" aus der Geschichte (nie wieder Krieg contra nie wieder Opfer) fand ich inspirierend. Gute Medizin gegen das "Abtauchen" aus Überforderung
Artikel: Zwischen den Fronten
Liebe Antje, vielen Dank für diesen wichtigen Input. Ich würde gern mehr über diese Diskrepanz zwischen jungen Frauen und Männern nachdenken. Weil es auch das Thema berührt, warum es anscheinend in der Erziehung so viel schwerer ist, jungen Männern feministische Werte zu vermitteln, also Werte, die tiefer reichen als nur damit d'accord zu seien, was so der Gleichheitsfeminismus sagt. Also ich meine das eher als Frage: Ist es schwerer, einen Jungen zu einem Feministen zu erziehen als ein Mädchen? Braucht es in der Erziehung mehr Anstrengung, einen Jungen zu einem Feministen und zu einer weltoffenen und weltzugewandten Person zu erziehen als ein Mädchen zu einer Feministin und weltzugewandten Person? Ich würde diese Frage jetzt mal provokativ und intuitiv mit "ja" beantworten wollen, ohne das wirklich zu wissen. Denn Mädchen müssen die europatriarchalen Strukturen durchschauen, um in der Hierarchie oben mitspielen zu können. Es ist mehr Kampf und Wissen für sie vonnöten, und dadurch eher ein kämpferischer Wille vorhanden; sie müssen sich gegen den gesellschaftlichen Flow durchsetzen. Während Jungs in diesem Gesellschaftsgewebe immer noch eher mitgezogen werden, oder wenn sie schon wenig wissen von diesen Strukturen, davon profitieren, wenn die Strukturen so bleiben, wie sie sind, oder eben auch vielleicht noch nach rechts rücken. Weil dann der (patriarchale) Strom mit ihnen ist. Ob das mehr Freiheit für sie bedeutet, sei mal dahingestellt. (Bzw. nein, natürlich nicht, aber das ist ja eine andere Frage dann wieder.) Ich glaube, es ist für Jungen gesellschaftsbedingt schwerer, ein weltoffener Feminist zu werden(, eben weil es leichter und im Flow für sie ist, keiner zu sein, und gleichzeitig auch nicht so notwendig für sie ist, einer zu sein; der Flow ist im Europatriarchat im Zweifel immer mit ihnen). Und deswegen, so meine steile und riskante These - müsste die erzieherische Unterstützung von Jungen für Feminismus und Weltoffenheit größer (oder zumindest intensiver und auch anders) sein als bei Mädchen. Ich würde das sehr gerne weiter diskutieren.
Liebe Caroline, vielen Dank für dieses schöne Konzept. Ich frage mich ja, wie es in machtpolitische Kontexte übertragbar sein könnte. Gab es in der Geschichte der Menschheit hier schon je die Möglichkeit eines Zauderns oder einer Unentschlossenheit, die nicht dazu genutzt worden wäre, von welchem Thron auch immer gestoßen zu werden? Ich hatte es bei der Denkumenta schon erzählt: Wenn ich in meiner Rolle als Parents for Future mit einer Politiker*in ins Gespräch ging, war ich danach oft so müde und das Gespräch kam mir nicht nur extrem anstrengend, sondern auch sinnlos vor. Im Endeffekt hatten wir uns lediglich unsere gut vorbereiteten Argumente, unsere mühsam erarbeiteten Daten und Fakten und aufkommenden Emotionen um die Ohren gehauen. Es gab keine echten Momente des Zuhörens von beiden Seiten (ich kannte die Argumente der Gegenseite ja schon, es war langweilig und gleichzeitig auch schmerzhaft, weil sie die politische Veränderung unmöglich machten! Es war, wie gegen eine Mauer zu reden! Als wenn zwei Mauern miteinander reden!), so sehr ich sie mir auch herbeigesehnt habe. Und mir kam bei deinem Konzept auch wieder meine Abneigung gegen die Rhetorik in den Sinn: auch hier geht es darum, die "Gegenseite" mit Sprachgewandtheit kleiner dastehen zu lassen. Rhetorik möchte auch das Authentischsein reduzieren: für jede Lage eine sprachliche Lösung, die mein Gegenüber entweder überzeugt oder niederficht oder was auch immer gerade mein Ziel ist. Es ist daher für mich so, dass wahrer Wandel nur "von unten" kommen kann; oder anders gesagt... eben aus "ziellosen" oder eben zieloffenen Gesprächen zwischen Mensch und Mensch, wo eben auch eine gewisse Porösität sein darf. Wo die sich im Gespräch Befindenden gerade keine Rolle oder Aufgabe zu erfüllen haben für irgendeine Institution oder innerhalb eines gewissen Rahmens und also gerade keine Agenda verfolgen mit ihrem Reden und Tun. Denn in Institutionen und hierarchischen Konstrukten welcher Art auch immer geht es dann doch immer irgendwie um Machterhalt oder Machterlangen und Deutungshoheit. Wäre gespannt auf andere Erfahrungen und Meinungen.
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Liebe Fidi, na nachdenken kann man ja zunächst einmal über alles. Ich kann auch darüber nachdenken, wie ich nicht mehr nachdenken kann. In der Meditation geht es am Anfang und eigentlich auch immer darum, es zu schaffen, Gedanken wegzuschieben. Ich finde, das ist eine hohe Kunst. Mir fällt es sehr schwer, auch nur wenige Sekunden nichts zu denken. Und dann... was ist Nichtstun eigentlich? In dieser ganzen Vorbereitung der Performance (siehe oberer Kommentar) merke ich, dass jede* etwas anderes darunter versteht. Bedeutet Nichtstun nicht nachdenken? Was ist nachdenken? Ist (Nach-)Denken immer etwas super-Intensives, Rationales, Intellektuelles? Oder können wir beispielsweise auch in anderen Bewusstseinsformen denken? Ich finde es wichtig oder zumindest interessant, darüber nachzudenken, was Nichtstun ist oder sein könnte. Denn Nichtstun ist hochpolitisch. Würden wir alle nichts tun, bräche der Kapitalismus zusammen. Nichtstun trägt also rebellisches und revolutionäres Pulver in sich. Wenn wir nicht darüber nachdenken, profitiert vor allem der Kapitalismus. Ich weiß, viele sehnen noch nicht sein Ende herbei. Ich schon; ich würde mir wünschen, dass er in den nächsten Generationen ein auslaufendes Modell wird, der zum Beispiel von Menschen durch immer mehr Nichtstun boykottiert wird. :)
Artikel: Otium fürs Volk!
Anne, ist nachdenken über nichts tun nicht ein Widerspruch und somit nutzlos?
Artikel: Otium fürs Volk!
Ich denke seit einigen Wochen über das Nichtstun nach. Über die Nutzlosigkeit. "Du verbringst deine Zeit nutzlos." Nutzlos für wen oder was? Und: Wie ist die Todsünde "Trägheit" überhaupt in den Todsündenkatalog der katholischen Kirche gekommen? Es gab eben ein riesiges Interesse daran, dass Nutzlosigkeit zur Sünde und zum Laster wurde. Nicht erst der Kapitalismus hat die Nutzlosigkeit zum Status non grata erklärt und ihn weitestgehend ausgerottet. Wie schlecht wir uns fühlen, wenn wir nichts tun! Die Nachbar*in könnte uns dabei zusehen! Es gibt einen Unterschied zwischen Otium und all den negativ konnotierten Begriffen wie Faulheit - später, als du es nicht mehr so negativ verwendest, wechselst du übrigens zum "Faulsein", Caroline, was ich auch sehr interessant finde - nutzloses Zeitverbringen, Trägheit usw. Aber ich arbeite daran, dass auch diese Begriffe ihre negative Bewertung verlieren, bzw. dass wir schauen, was sie an Positivem bringen, wie wir sie aus der non-grata-Ecke holen können. Gestern habe ich irgendwo gelesen, dass viele Philosophen (waren ja nur Männer damals, jedenfalls die Bekannten) bei all dem im Otium-Zeitverbringen und mit rationalem-Verstand-an-Dingen-rumdenken, doch immer wieder in spirituelle Realitäten abgedriftet sind. Und einiges an Denken dann aus diesen Erfahrungen in das rationale Denken irgendwie eingebunden haben. Das interessiert mich sehr! Diese Übergänge und was womit wie getan wurde an Denken. Ich glaube, früher gab es diese Trennung von rationalem und anderem - auch spirituellem - Denken in der Philosophie noch nicht so. Oder? Jedenfalls beschäftige ich mich damit auch gerade im Rahmen einer von uns Parents for Future selbst erdachten Kunst-Performance Ende September in Esslingen: Wir stellen drei Betten in der Stadt auf, um das Thema "Zeitwohlstand" zu erkunden: Das Mindestlohnbett (Lege dich eine Stunde in das Bett und erhalte 12,50!), das Burnoutbett (beim Burnout ist der Körper in einem Zustand, wo er noch nicht heilt usw... kein Gedanke ist zu fassen) und das Traumbett (In Performance und in Begleitung mit Obertongesang erkunden wir andere Bewusstseinsformen, und philosophieren, was sie an ungewöhnlichen, neuen (die ja oft nur alte sind) Ideen bringen können für ein gutes Leben für alle innerhalb der planetaren Grenzen). Ich bin so gespannt! Ich schreibe dann darüber einen kleinen Artikel! und denke dann deine Gedanken, Caroline, und die Kommentargedanken nochmal mit!
Artikel: Otium fürs Volk!
Danke euch allen für die schönen Kommentare - ich freue mich darüber, dass die hermeneutische Sekunde euch auch gefällt!
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Super erklärt, so dass sogar ich es, schon nach wenigen hermeneutischen Sekunden, verstehen konnte.
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Danke! …und jetzt nicht vergessen, sage ich mir: das ganze Leben ist eine Aneinanderreihung von Sekunden...
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Herzlichen Dank für Deinen Vortrag. Habe es gut verstanden, finde es interessant und gut anzuwenden eine gute Sache.
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Danke! Ein erfrischendes Wachrütteln zu dem, wie Gespräche im Grunde sein sollten.
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Sehr inspirierender Text. Danke. Wenn zur Kultivierung einer hermeneutischen Sekunde dann noch Ambiguitätstoleranz hinzukommt, sind wir auf dem Weg zu einer Debattenkultur, die den Umgang miteinander wesentlich angenehmer machen wird. Wir müssen nicht einer Meinung sein, im Gegenteil, aber einander zuhören, um Verstehen bemüht sein und dann herzhaft streiten, das wär’s….Schöne Aussichten!
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Ein kurzer, klarer, freundlicher Text, der wunderbar leicht deutlich macht, wie wichtig und kostbar dieser hermeneutische Moment ist. Eine großartige Idee, deren Umsetzung für jede:n machbar ist: zur bewussten Anwendung in Partner:innen-Gesprächen bzw. Beziehungen jeder Art! Danke!
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Herzlichen Dank, liebe Caroline, für diese schönen, wertvollen Gedanken. Auch die "Nebenschauplätze" Deiner Ausführungen (die Suche nach Bedeutungen...) machen mir Freude! LG Elfriede
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Kostbar - grossen Dank, ich werde die Sekunde bewusst ausdehnen. Ein hilfreicher Impuls, merci fürs Erläutern und herzliche Grüsse Adelheid
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Oh, was für tolle, wertvolle, nach_denk_enswerte Impulse! Vielen vielen Dank fürs Teilen!
Artikel: Die hermeneutische Sekunde
Liebe Annette, vermutlich habe ich noch nie einen solch liebe-vollen Beitrag zur Labyrinthbegehung gelesen. Deine Worte haben mich körperlich in das Labyrinth katapultiert, Sonne, Wind, Weite und die Wegeerfahrung waren spürbar, als wäre ich dort gewesen - und irgendwie war ich wirklich dort. Das ist wunder-voll, diese grenzenlose Kraft des Labyrinths, die mich heute den ganzen Tag begleiten wird. Danke.
Danke liebe Annette für die Erinnerung. Auch ich verbinde eine sehr spezielle Erfahrung mit diesem Labyrinth in Framersheim. Ich habe dort unter der Anleitung von Helga Flohr 2006 (?) einen Tag mit einem Jeux Dramatiques zum Inanna Mythos erlebt. Wie ich im Zentrum nackt liegend als Innana von Ereshkigals Blick des Todes getroffen wurde, nachdem mir an den 7 Toren alle meine Insignien der Macht abgenommen worden waren, das gehört zu den großen Momenten in meinem Leben. Du motivierst mich nochmal hin zu fahren.
Wer kennt den englischen Begriff über den Mary Daly in Gyn/Ecology schrieb, "Gynegesy"? Es ging irgendwie um eine gesunde Paranoia (Männern und beliebten/feminen Frauen generell nicht zu trauen). Außerdem wünschte ich Mary Daly hätte mehr praktische Anleitungen geboten, für Unterschichtsfrauen, zum Verbünden und wie man an Hilfe kommen soll, da ja viele Mittelschichtsfrauen/Frauen mit Mann der solche die Söhne geboren haben, generell kein Verständnis aufbringen und schon gar nicht das Elend der Unterschichtsfrauen mildern wollen. Es ist denen einfach egal, das ist sehr herzlos. Ich habe das selber leider auch oft erlebt, sogar oder gerade von behördlicher Seite, z. B. Jobcenter und Vereine wie DRK, Diakonie, Johanniter usw. Die pflegen Frauen krank, halten uns unten.
Artikel: Mary Daly und ihr Traum in GRÜN
Danke nochmal für den Vortrag von Ursula Knecht- Kaiser.Ich denke noch regelmässig an sie.Dies und jenes mag aus diesem Vortrag in mein Leben eingeflossen sein.Da ich Widerstand schon früh einsetzen musste, so war vieles darin eine Bestätigung. Herzlich grüsst: Gré Stocker-Boon
"Frigga Haug gibt zu bedenken, der Standpunkt der „Care-Ökonomie“ sei „nicht der einer befreiten Gesellschaft, in der alle nach ihren Fähigkeiten füreinander tätig sind, sondern der Standpunkt einer innerkapitalistischen Reformpolitik“."? Viele Grüße und heiße Küsse ks
Danke für euer Verständnis, euer Weiterdenken und euer Teilen eigener Erfahrungen. @Anne: Dass Erinnerungskultur auch das Gegenteil bewirken kann, halte ich für sehr wahrscheinlich, vor allem dann, wenn sie auf der Wissensschiene läuft und nicht über Begegnung und Gefühle. Ich hab mit meinen Schulkindern immer schon in der 5. Klasse das Buch "Damals war es Friedrich" gelesen, in ganz kleinen Abschnitten, und wir haben immer wieder darüber gesprochen, beispielsweise bei Witzen, "über die nicht alle lachen können" und bei Mobbingsituationen in der Klasse. Mich bewegte am tiefsten (als Erwachsene) der Vortrag eines Zeitzeugen, der über seine plötzliche Ausgrenzung als Schulkind sprach. @Juliane: Ich hab ja auch keine jüdischen Menschen gekannt und hatte trotzdem diese antisemitischen Gedanken in mir. Bei meinen Eltern gab es einen großen Unterschied. Mein Vater, der als Jugendlicher bei der SA war und daher sehr wahrscheinlich auch Täter, hat während der Gefangenschaft eine wirkliche Umkehr erlebt, als er begriff, wie sehr er belogen worden war, und er bereute zutiefst, was er getan hatte. Das war ganz und gar glaubwürdig für mich. Die anderen Verwandten sprachen immer über ihren angeblichen Widerstand, beispielsweise das Verweigern des Hitlergrußes, denen glaubte ich weniger. @Jutta: Dass nicht alle Juden reich waren, sondern die Mehrheit extrem arm, ist auch so etwas, was ich sehr lange nicht wusste. Bei dem Musical Anatevka war ich beispielsweise sehr erstaunt über die Armut des Protagonisten, das schien mir eine Ausnahme zu sein, denn Juden waren doch reich!
Artikel: Mein Antisemitismus
Vielleicht wäre das auch ein Thema für die Reihe: Wie kann ehrenamtliche Arbeit gefördert werden? oder, ein anderer Schwerpunkt: Welche Veränderungen bei den Hilfen für Behinderte wären sinnvoll, um diese zu verbessern und zu erleichtern und was sollte wegfallen (z.B. Dokumentationspflichten)? Wir wollen in dieser Reihe Menschen, die hierzu Vorschläge haben, interviewen. Bitte sende doch eine Mail an julianebrumberg (at) gmx.de, wenn Du hierzu Ideen hast. Wir sind gespannt.
Artikel: Weniger ist mehr!?
Auf diese Reihe bin ich sehr gespannt, suche ich doch selbst händeringend Helfer*innen (Assistenzkräfte) in der Freizeitbegleitung für meine behinderten Junioren. Ganz abgesehen davon, dass kaum noch jemand ein Ehrenamt machen möchte, scheitert es an den Dokumentationen fürs Sozialamt, das das Persönliche Budget bewilligen muss und mit dem Geld knausert. Liebe Grüße und gutes Gelingen
Artikel: Weniger ist mehr!?
Liebe Dorothee, vielen Dank, dass Du diese Erinnerung aufgeschrieben und veröffentlicht hast. Wie tief verankert der Antisemitismus in unserer Gesellschaft, in unseren Familien, in uns ist, das wollen und können wir uns meist gar nicht eingestehen. Mir wurde es schlagartig klar, als ich einen Geschichte, die meine Großmutter in meiner Kindheit öfter erzählt hatte, plötzlich - als ich längst erwachsen war - erst verstand. Sie erzählte uns - voller Mitleid, wie mir als Kind erschien - von dem einzigen Juden, den sie gekannt hatte, einem armen Mann, der als Hilfsarbeiter auf den Bauernhöfen arbeitete. Wie arm er war, illustrierte sie, indem sie uns sagte, dass er sogar die "angedozten", braunen Äpfel von der Wiese aufgelesen habe, die nach Ernte liegen geblieben waren, um sie seiner Familie mit nach Hause zu bringen. Ihre Erzählung schloß immer mit dem Erstaunen darüber, dass "sie" "den auch geholt haben", d.h. deportiert und ermordet, "dabei war der doch so arm." Als Kind habe ich nicht verstanden, was sie damit eigentlich sagte: Nämlich einerseits, dass Juden im Allgemein reich seien, und dass die Ermordung reicher Juden irgendwie doch verständlicher sei. Der Antisemitismus, auch und gerade der unserer Tage, war immer verbunden mit einem dummen, haß erfüllten Anti-Kapitalismus. Diese Verbindung zeigt sich schon in frühen kommunistischen Schriften (und das obwohl Marx selbst Jude war), die hier erschreckende Parallelen zu Hitlers Schriften aufweisen. Wenn man sich heutzutage unter Schülerinnen und Schülern umhört, ist das wieder virulent, die sogenannte "Israel-Kritik" wird gern verbunden mit Geraune über die "Rothschilds" oder "jüdische Bankiers" im Allgemeinen.
Artikel: Mein Antisemitismus
Liebe Dorothee, ich finde Deinen Text auch sehr mutig und sehr bewegend. Dass Du Dich mit Schuldgefühlen, der Jüdin gegenüber, die Du nicht liebtest, plagtest, kann ich gut nachvollziehen. Ich habe diesen unterschwelligen Antisemitismus, wenn auch in abgeschwächter Form, in meiner Kindheit auch kennengelernt. „Kann es sein, dass Herr Sowieso vielleicht Jude ist?“ Wenn ich jetzt darüber nachdenke, muss ich der Generation meiner Eltern gegenüber, sie sind beide Jahrgang 1926, auch Nachsicht üben. Sie waren zu jung, um Täter oder Täterin zu sein, aber sie haben ihre gesamte Schulzeit unter nationalsozialistischer Indoktrination verbracht – und da hat sich etwas in die Körper eingeschrieben, um auf Annes Kommentar Bezug zu nehmen. Allerdings waren meine Eltern keine Holocaust-Leugner, sie waren sehr betroffen, als sie das Ausmaß dessen erfuhren, was die Deutschen mit den Juden gemacht hatten. Mein Vater fand es so unvorstellbar, dass er es als 19jähriger amerikanischer Kriegsgefangener zunächst für Propaganda der Amis hielt. Ich selber bin erst mit über 60 Jahren dem ersten jüdischen Menschen persönlich begegnet, und zwar als wir die Autorin Adriana Altaras zu einer Lesung nach Ansbach eingeladen hatten. Da war ich als Deutsche, die viel über den Holocaust gelesen hatte, natürlich befangen und unsicher, aber sie hat es mir leicht gemacht, in einen guten Kontakt zu kommen. Mir war es als Nachgeborene ein Anliegen, mich der „deutschen Vergangenheit“ zu stellen und sie nicht zu verdrängen. Dabei half mir ein Buch von Monika Held, das ich hier (https://bzw-weiterdenken.de/2018/01/der-schrecken-verliert-sich-vor-ort/ vorgestellt habe). In der Folge nahm ich vor ungefähr 10 Jahren an einer sehr intensiven mehrtätigen Studienreise nach Auschwitz teil. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich bei mir kein Antisemitismus in die „Körperin“ eingeschrieben hat, wahrscheinlich, weil ich spät genug geboren und anders geprägt wurde. Bis heute kann ich nicht verstehen, aus welcher Motivation heraus Menschen in voller Absicht judenfeindlich und antisemitisch sind, da es in Deutschland fast überhaupt keine jüdischen Menschen mehr gibt. Es hatte doch hier fast niemand Gelegenheit, schlechte Erfahrungen mit Juden oder Jüdinnen zu machen. Wieso dieser verallgemeinerte Hass auf eine Gruppe, die es in Deutschland gar nicht gibt? Insofern kann ich der These aus Annes Kommentar „dass Antisemitismus und Rassismus und Misogynie usw. dem Europatriarchat inhärent sind, also das System nur mit diesen Formen der Diskriminierung usw. funktioniert“ durchaus etwas abgewinnen.
Artikel: Mein Antisemitismus
Sie wendet sich von ihr selbst ab weil sie diese Elsa jetzt nicht mehr sein will. Auch wenn es für diesen Moment richtig war sich zu befreien und lass los zu singen, ist sie doch nicht mehr diese Elsa die eiskalt sein wollte. Jetzt ist die Elsa die Liebe kennt. Du denkst Männer allein sind schuld an unserer Welt? Feministinnen braucht unsere Welt? Nein wir brauchen Frauen und wir brauchen Männer. Im ersten Teil geht es darum das Ängste und Sorgen zur Einsamkeit führen. Das man nichts kontrollieren lernen kann. Mutter und Vater haben Ängste und das geht auf die Kinder über. Da wo Angst ist, da fehlt die Liebe. Da wo liebe ist, da ist keine Angst. Ohne Liebe versinkt alles im Chaos. Die Dorfbewohner haben Angst vor ihr, sie schießt eispfeile herum und ist panisch. Ok, so ca sieht unsere Welt auch aus. Ich denke um die Welt zu verändern brauchen wir Frauen die lieben können, sie sich dann auch trauen sie selbst zu sein. Wenn du willst das sich was ändert, dann beginne bei dir selbst. Im zweiten Teil geht es um die Wahrheit und um das erwachen. Die Dunkelheit und die verzweiflung alles verloren zu haben, loslassen müssen. Diese Reise tritt man alleine an und man verliert sich und stirbt um neu geboren zu werden. Als neues ich das jetzt die Wahrheit kennt und damit kann jeder die Wahrheit erkennen. Männer brauchen Führung, die stehen sonst alleine im Wald und finden den Ausweg nicht. Wenn es keine Frauen gibt die ihnen den Weg zeigen dann werden sie Männern folgen die Macht wollen
Liebe Dorothee, vielen Dank für das mutige Teilen. Mir ist eine Sache - meinen eigenen Antisemitismus betreffend - besonders aufgefallen: Ich kenne kaum antisemitische Vorurteile. ich kenne auch keins jener, die du angeführt hast. Ich weiß nicht, was da bei mir passiert ist; ich glaube, ich kann das nicht "aufnehmen" oder es ging immer durch das eine Ohr rein und durch das andere Ohr wieder raus, oder ich bin tatsächlich wenig damit in Berührung geraten. Ich habe über deinen Text viel nachgedacht die letzten Tage. Auch weil ich natürlich auch schon in "Gefahr geraten" bin durch mein Unwissen; beispielsweise weil ich nicht wusste, welche Tiere im Antisemitismus mit Juden verbunden werden und warum. Mein Kopf, meine Körperin kann dieses Wissen einfach nicht halten. Als ich mich dann in der bestimmten Situation voller Schreck stundenlang mit all den Tieren beschäftigt habe, fand ich das, was ich da fand, so... ja was ist das richtige Wort... so absurd und lächerlich, so "nicht-wissenswert", dass ich außer einem Tier schon wieder alle vergessen habe. Wirklich. Ich würde in jeder Antisemitismus-Klausur durchfallen. Und nun frage ich mich, weil du auch die Frage stellst: ist es wichtig, dass ich all den Hass, all den Müll an Wissen in mich aufnehme, obwohl meine Körperin es anscheinend abstößt? Und könnte es sein, dass wenn ich das Wissen in mir trage, ich es dann ja wirklich - wie du sagst - auch verwenden könnte? Also: Bin ich davor gefeit, es nicht im antisemitischen Sinne anzuwenden, wenn ich das Wissen verkörperinnerlicht habe? Das klingt vielleicht wie eine dumme Frage. Wir brauchen Erinnerungskultur usw., das ist ja auch keine Frage. Und all der Horror, über den ich in der Schule lernen musste. Darüber, was Menschen sich gegenseitig antun. Was sie der Welt antun, auf der sie leben. Es ist ja keine Frage, dass ich das wohl wissen muss, damit es nie wieder passiert. Weil alles andere wäre ja im rechten Sinne a la: "das ist vorbei, lasst uns das endlich vergessen". Oder? Oder sind das alles nur wahnsinnig enge "Gefährliche Nachbarschaften"? Ist dann nicht auch die Frage: "Mit wieviel Horror müssen wir uns 'wappnen', uns vollladen, damit das nicht mehr passiert?" Ist das gesund für die Körper*innen? Mit welcher Energie, aus welcher Position heraus baut eine Körper*in "neue Welten", wenn er so voll mit Horror ist? Bei mir hat damals die Zahl "Sechs Millionen" gereicht. Ich habe die Zahl bis heute nicht verarbeitet. Meine Körperin hat sie damals aufgenommen und geht seitdem ständig wieder durch den Horror dessen, was diese Zahl bedeutet. Ich brauchte keine Filme, keine Aufklärung, nichts mehr. Ich wollte nur wissen, wie Menschen fähig sind, das zu tun. Wie es dazu kommen konnte. Ich finde es weiterhin eine wichtige und immer aktuelle Frage, wie Erinnerungskultur wirklich sinnvoll ist und wirkt. Ich meine, was jetzt an Antisemitismus unterwegs ist... woher kommt der? War er je weg? Hat die Erinnerungsarbeit gewirkt, wenn sie jetzt so einfach wegbröckeln kann? Also: War das gute Erinnerungsarbeit die letzten Jahrzehnte? War sie wirkungsvoll? Ich finde, wir dürfen nicht so viel Angst vor gefährlichen Nachbarschaften haben, wenn wir in diesen Fragen weiterkommen wollen. Das Ziel muss halt klar sein: Schluss mit Antisemitismus. Ich meine... ich bin ja eine sehr systemische Denkerin. Von mir ausgehend, aber systemisch, hehe. Meine Theorie ist, dass Antisemitismus und Rassismus und Misogynie usw. dem Europatriarchat inhärent sind, also das System nur mit diesen Formen der Diskriminierung usw. funktioniert. Das ist also keine hässliche Beule am System, das ist mittendrin. Von daher... für das gute Leben muss eh das Ziel sein, rauszuwachsen aus dem Europatriarchat. Das als Ziel fände ich für die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit einer Erinnungskultur wichtig. Sonst ist es ja wirklich immer nur ein "Wappnen" und "Kämpfen", dass es nie wieder passiert, mit der ständigen Bedrohung, dass es doch wieder passiert. Und dann frage ich mich(, wenn das Rauswachsen aus dem Europatriarchat also nicht das Ziel ist): Wenn es systeminhärent ist, wie kann dann ein guter und richtiger Kampf aussehen? Ist das dann nicht immer und immer wieder ein Kampf gegen Windmühlen? Das sind so Fragen, die du nochmal mit deinem Text in mir aufgeworfen hast, liebe Dorothee.
Artikel: Mein Antisemitismus
Liebe Dorothee, danke für diesen sehr persönlichen Text. Ich bin froh, dass du dich dazu entschieden hast, ihn zu veröffentlichen.
Artikel: Mein Antisemitismus
Liebe Anne, danke für deine Bezugnahme. Und danke dafür, dass du meinen Impuls zum Weiterdenken und Tieferfühlen aufgenommen hast, formuliert in der Frage „... aber wie diese teils vielbeschädigte Verbundenheit wieder herstellen?“. Wichtig am Anfang für das Lesen meiner Worte: Ich verbleibe hier auf biochemisch- gehirnphysiologischer Erklärebene (Polyvagal- Theorie von Porges), um eventuell neue Mobilisierungsmöglichkeiten für Engagement aufzutun. Stellen wir uns also vor, so meine These, der du gefolgt bist... Stellen wir uns also vor, dass das Stresslevel im Europatriarchat so hoch ist, dass unsere menschlichen Körper*innen sich nicht sicher fühlen und somit biochemisch in einem Zustand der Defensivität feststecken. Die Vagus- Bremse im im hinteren Cortex des Autonomen Nervensystems (Porges) ist angezogen und damit Kontakt [zu sich und der Mitwelt] unmöglich. Es geht dabei um äußerliche und innerliche Kontaktarmut und Abgrenzung. Alles unbewusst. Alles Verteidigungsstrategie. Die Schaltkreise für Kontakt, Zusammengehörigkeit, Kooperation und Verbundenheit befinden sich im vorderen Cortex des Autonomen Nervensystems. Das ist ganz auf der anderen Seite des Autonomen Nervensystems und das ist die andere Seite der Kontaktbremse. Wenn du schreibst „[...] dass Verbundenheit, Zusammengehörigkeit und Kooperation hilft zu Heilung, und auch Leute befähigt, aus der Immobilität und Abwehrhaltung zu kommen, das ist klar [...].“. betrachte ich das als zu schnell abgetan für wirkliches Verständnis und damit Verbundenheit, um die es uns doch geht. Und da liegt für mich auch der Anfang der Antwort auf deine Frage „... aber wie diese teils vielbeschädigte Verbundenheit wieder herstellen?“. Vielleicht hilft es uns Aktivist*innen – ich hoffe diese Beschreibung geht für dich okay? – erst einmal radikal zu realisieren und anzunehmen, dass wir da Mensch*innen mit einer angezogenen Bremse (im Hirn) vor uns haben. Und wenn diese Mensch*innen ihr Sofa lieben, dann ist genau das ein Spiegel ihrer Biochemie und stimmig. Da hört es jetzt aber nicht auf für mich. Porges schreibt sinngemäß: Um in diesen Zustand von Begegnung und Kommunikation zu gelangen, benötigt die Körper*in ein Sicherheitsgefühl. „Ohne Sicherheit keine Veränderung“ schreibt Dami Charf auf ihrem Blog traumaheilung. de. Das Sicherheitsgefühl ist grundlegender Faktor für Veränderung. Mensch*innen in einem entspannten Zustand (ohne Bremse) sind neugierig, offen, erforschen ihre Umgebung. Ein erhöhter Stresszustand verunmöglicht dies. Diese Mensch*innen können sich noch nicht einmal auf sich selbst einlassen, auf ihr Fühlen oder reflektieren ... geschweige denn Annehmen, was von „Außen“ kommt. Wir alle kennen dies in Stressmomenten bis Stressphasen. Aber es gibt viele Mensch*innen, die dies immer so fühlen. (Welch Leid.) Mensch*innen leben dann oft in Einsamkeit und Isolation. Die Traumatherapie bietet Ideen, wie Kontakt mit Mensch*innen mit angezogener Bremse gelingen kann: Ein wichtiger Begriff dafür ist Co-Regulation und langsames Kontaktherstellen. Du hast davon gesprochen „in den Ring zu steigen“. Ja, so mag es sich erst einmal anfühlen bei Mensch*innen mit Bremse. Auch das total stimmig. Vielleicht hilft uns allein diese Anerkenntnis leichter „in den Ring zu steigen“? Und dann ist beim Kontaktherstellen die Körper*in total wichtig. Denn die spricht Bände ja sowieso. Aber bei Mensch*innen, die ihre Umwelt als gefährlich ansehen, wird das Gegenüber auf Herz und Nieren gescannt und ich meine wirklich gescannt. Das heisst, für mich als Aktivist*in, dass ich auf meine körperliche Präsenz sorgsam achte. Wie geht es mir gerade? Mensch*innen im Scanmodus können nicht unterscheiden, warum da eine Anspannung im Gegenüber ist. Sie nehmen diese „nur“ war und gehen in den Schutzmodus. Wenn möglich und von beiden Seiten erwünscht, hilft auch Berührung für Verbundenheit. Auch das kennst du wahrscheinlich. Eine Hand auf die eigene gelegt ... durchatmen, im Hier und Jetzt ankommen und ... sich öffnen. Damit widerspreche ich dem von dir gesagtem Satz nicht vollends, weil ich auch so Beziehung lebe: „Verbundenheit aber fühlt und erreicht man nicht, wenn eine Beziehung seicht auf der Oberfläche dahinplätschert.“. Aber ich fühle dies als zu hoch angesetzt bei Mensch*innen mit angezogener Vagus-Bremse. Wobei Berührung ist mutig [v.a. für Kopfmensch*innen, Denker*innen?]. Und dazu ist Berührung über die Körper*innen- Ebene hinaus denkfühlbar. Das Gegenüber berühren. Das ist was ganz Zartes, was ich da fühle. Ein verletzlicher Kern. Aus der eigenen Verletzlichkeit heraus handeln. Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen, kommt mir da noch in den Sinn. Kleine, klitzekleine Schritte sind dies. Meilenweit entfernt von diskutieren und sich reiben. Menschen, deren Verbundenheits-Gehirnteil nicht funktioniert, müssen sachte plätschernd, sofagemütlich behandelt werden. sofa-gemütlich und Engagement - das ist kein Widerspruch. Kinder erkunden die Welt auch erst, wenn sie sich sicher fühlen, aus einem sicheren Ort heraus Und wenn wir wissen, dass wir die Mensch*innen auf den Sofa`s finden und wir wollen was mit diesen Mensch*innen bewegen, dann müssen wir Aktivist*innen, was an unserem Herangehen ändern. Aufsuchende politische Arbeit. So wie aufsuchende Sozialarbeit. Dazu schreibe ich gern ein anderes Mal mehr. Liebe Grüße!
Artikel: Klimatätigkeit ohne Daten und Fakten
Liebe Ina, ja, das habe ich mir im besten Fall erhofft, dass mein Text andere auch zum Erzählen anregt, das half ein bisschen gegen die Unsicherheit, ob ich den Text überhaupt veröffentlichen soll. Vielen Dank dir!
Artikel: Mein Antisemitismus
Mein Antisemitismus: Kürzlich ist mir aufgefallen, dass ich manchmal Leute, die mir zunächst nichts sagen, die ich aber irgendwie speziell, zum Beispiel besonders nervig oder besonders exzellent finde, google. Und wenn ich dann einen Hinweis auf "jüdisch" finde, dann denke ich: Aha.
Artikel: Mein Antisemitismus
Liebe Dorothee, vielen Dank für diesen Text. Der Titel ist in seiner Schlichtheit genial. Vielleicht sollten wir anderen uns anregen lassen, auch Texte mit diesem Titel zu schreiben. So könnten wir vielleicht den Allgemeinplätzen, dass immer nur die Anderen Antisemit*innen sind bzw. dass "natürlich alle schon mal einen antisemitischen Gedanken gedacht haben", biographische Substanz geben und sie dadurch etwas handhabbarer machen.
Artikel: Mein Antisemitismus
... und übrigens, was die "althergebrachten Vorstellungen davon, was Arbeit ist" angeht: "BGE Rhein-Main" veröffentlicht seit kurzem eine Reihe von interessanten Medienbeschwerden dazu. Denn bei ARD, ZDF u.a. hat man auch noch nicht verstanden, dass Arbeit mehr ist als Erwerb. Jede und jeder von uns kann solche Medienbeschwerden schreiben, damit sich da was verändert. Danke Eric Manneschmidt, dass du mit gutem Beispiel voraus gehst! Hier der Link: https://bge-rheinmain.org/ard-programmbeschwerde-falscher-arbeitsbegriff
Artikel: Den «Geist der Brüderlichkeit» überwinden: Ein Offener Brief an Antonio Guterres
Danke für die Reaktionen, Elfriede und Anne! Ich habe den Link zum offenen Brief ans UNO Headquarter geschickt, an die UNWomen, an die Global Alliance for Care, an Human Rights Watch und noch ein paar andere einschlägige Adressen. Wenn euch noch mehr relevante Empfänger*innen einfallen, schickt einfach den Link, auf Englisch oder Deutsch, was halt besser passt. Irgendwie wird das schon die richtigen Leute erreichen und was Gutes bewirken.
Artikel: Den «Geist der Brüderlichkeit» überwinden: Ein Offener Brief an Antonio Guterres
Liebe Anne, ich wusste, dass ein Plädoyer für Leistung - oder anders formuliert - für die Meritokratie, in diesem Kontext auf Widerstand stößt und sogar provoziert. Ich bin dennoch aus der Perspektive der Praxis des Lehrberufes sehr dafür, die Leistungsidee wieder zu beleben. Mir geht es dabei schlicht um die Basis, um überhaupt Chancen wahrnehmen zu können: lesen, schreiben und rechnen können. Das können erstaunliche viele Kinder und Jugendliche nicht. Doch das gegenwärtige System betrügt sie lange darüber, diesen Mangel zu erkennen. Denn es ermuntert Kinder und Jugendliche, Anstrengungen auszuweichen und sich auf das zu konzentrieren, was ihnen ohnehin leicht fällt oder naheliegt. Mein Vater, der nur eine Hauptschule absolviert hat, kann verstehend lesen. Viele meiner Schüler und Schülerinnen, die das Abitur anstreben und schon einen mittleren Abschluss haben, können es nicht. Ihre Chancen sich überhaupt zum "neoliberalen Wachstumscredo" (völlig unverständliche Formulierung für fast alle zum Beispiel) verhalten zu können, ist und bleibt gleich null, wenn sie das in der Schulzeit nicht lernen. So wie es momentan läuft - und die Pädagogik und Didaktik wird überwiegend von "linken" Ideologien geprägt - gelingt es einem privilegierten Milieu, seine eigenen Kindern durch das kollabierende System zu lotsen und die anderen verlassen es,ohne grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben. Das ist mein Ausgangspunkt, das erlebe ich. Dass Kunst und Musik fehlen, tut mir auch weh, denn für mich persönlich ist Kunst ja fast wichtiger als alles andere. Ich denke aber dennoch, dass sie nicht unbedingt zum Pflichtprogramm gehören muss. Es geht in dieser Serie ja darum, überforderte Systeme so zu entlasten, dass sie ihre Kernaufgaben wieder wahrnehmen können. Und dass die Schule ein überfordertes und überforderndes System für alle Beteiligten ist, beweisen ja alle einschlägigen Studien.
Artikel: Weniger ist mehr – eine gute Idee für die Schulen?!