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Rubrik Blitzlicht

Nicht nur der Feminismus soll intersektional sein

Von Antje Schrupp

Das Thema „Intersektionalität“ ist inzwischen ein Standard-Feature im Feminismus, ganz so wie es Ina Kerner vor über zehn Jahren vorhergesagt hat. Ich habe damals hier im Forum über ihren Vortrag geschrieben, inklusive einiger kritischer Anmerkungen zu dem Konzept aus einer differenzfeministischen Perspektive. Aus dem Abstand von einer guten Dekade lohnt sich die Relektüre, vieles würde ich heute immer noch so sagen.

Natürlich ist viel Wahres dran an Intersektionalität, also an der Idee, dass die Diskriminierung von Menschen qua Geschlecht nicht isoliert zu betrachten ist, sondern nur in ihrer Verschränkung mit anderen Diskriminierungsformen. Allerdings beobachte ich mit einer gewissen Verärgerung, dass das Konzept, je mehr es im Mainstream ankommt, umso mehr zu einer Art Adjektiv des Feminismus wird. „Intersektionaler Feminismus“ wird immer gesagt, aber nur selten „Intersektionaler Sozialismus“ oder „Intersektionaler Antirassismus“.

Aber nicht nur haben große Teile der historischen Frauenbewegung andere Diskriminierungsachsen als die entlang der Geschlechterdifferenz vernachlässigt, ebenso müssen sich alle sozialen Bewegungen an die Nase fassen. Es ist also richtig, einen „weißen Feminismus“ zu kritisieren, aber ebenso ist von gewerkschaftlichen, antirassistischen oder sonstigen Bewegungen zu verlangen, dass diese feministisch sein müssen. Intersektionalität ist keine Einbahnstraße.

Ich finde, wir müssen die schleichende Verknüpfung von „Intersektionalität“ und „Feminismus“ auflösen. „Intersektionalität“ ist keine Unterform von Feminismus, sondern ein notwendiger Ansatz für alle sozialen Bewegungen, egal, mit welchem Fokus sie unterwegs sind.

Autorin: Antje Schrupp
Eingestellt am: 30.09.2023
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