Forum für Philosophie und Politik
Von Kathleen Oehlke
Neunter Beitrag aus der Serie: “Küchengeschichte(n) – wie Haushaltsgeräte die Care-Arbeit veränderten und verändern“
Wenn ich irgendwo eingeladen bin, bringe ich gern ein Päckchen Kaffee für die Gastgeberin mit. Das allerdings setzt voraus, dass ich weiß, welche Art von Kaffeemaschine sie benutzt, und ob sich eine Kaffeemühle im Haushalt befindet.
Beim Wort „Kaffeemaschine“ taucht bei vielen vorm geistigen Auge wahrscheinlich erst einmal so ein braunes oder vielleicht auch weißes elektrisches Gerät mit Wasserreservoir, Filter, Glaskanne und Heizplatte auf. Abgesehen davon, dass es in den letzten fünfzig Jahren bei Filterkaffeemaschinen technische und auch ästhetische Weiterentwicklungen gab, ist die Situation in den Küchen heute vielfältiger. Da sind von der besagten „normalen“ Kaffeemaschine über Pressstempelkannen, Herdkännchen, Handfilter, Pad- und Kapselmaschinen und Vollautomaten bis hin zu Siebträgermaschinen, eine ganze Reihe verschiedener Geräte und Maschinen vorzufinden, die alle dazu dienen, Kaffee bzw. Espresso aufzubrühen.
Nicht nur zu Hause, auch in Büroküchen und LehrerInnenzimmern hat die Kaffeemaschinenvielfalt längst Einzug gehalten. Während in manchen Gemeinschaftsküchen besagte Uralt-Maschine steht, auf deren Heizplatte oder in deren Thermobehälter der Kaffee stundenlang warmgehalten wird und so kontinuierlich an Geschmack und Bekömmlichkeit verliert, bieten andere Büroküchen ein ganzes Sammelsurium an Geräten.
Einfach so die verschiedenen Zubereitungsarten zu vergleichen, nützt wenig. Denn unter Umständen kommen ganz verschiedene Getränke dabei heraus, so dass das Ganze auch eine Geschmacksfrage ist. Grundsätzlich handelt es sich bei Kaffee um den wässerigen Extrakt aus zerkleinerten gerösteten Kaffeebohnen. Wie bei allen Extraktionsverfahren hängt das Ergebnis natürlich maßgeblich vom Ausgangsmaterial ab. Und damit meine ich nicht nur Sorte, Herkunft, Röstverfahren, sondern auch, wann und wie fein die Bohnen gemahlen wurden. Ich betone hier den Vorzug einer eigenen Mühle, dank der die Bohnen erst kurz vorm Aufbrühen gemahlen werden können. Aromastoffe haben so die Chance, tatsächlich im Kaffee zu landen und sich nicht vorher schon zu verflüchtigen. Die Kombination aus Ausgangsmaterial, Wassertemperatur, Brühdauer, Verhältnis von Wasser zu Kaffeepulver, bei Espresso noch der Druck, bestimmt also, was letztendlich in der Tasse ankommt.
Eine Gemeinsamkeit vieler Arten von Kaffeemaschinen ist das typische verheißungsvolle Blubbern und Zischen, auf das sodann ein angenehmer Duft folgt. Die Pressstempelkanne kommt ohne Geräusch aus, bietet allerdings das ebenfalls mit Vorfreude behaftete Herunterdrücken des Siebes. Der Halter für die Filtertüte wiederum ist ja gar keine Maschine im eigentlichen Sinne, erlaubt aber ein einfaches Überbrühen und Filtrieren mittels Papier- oder Stofffilter. Bisweilen unterschätzt und in die Kategorie Campingküche einsortiert, ist das Herdkännchen, mit dem sich, erst recht aus frisch gemahlenen Bohnen, ein Espresso ähnliches Getränk zaubern lässt.
Anekdotisch kann ich hier berichten, dass meine Eltern bis nach der Wende das Kaffeepulver in einem Topf aufgebrüht und anschließend durch ein Sieb gegossen haben. Meine Großeltern, die eine Kneipe betrieben, machten das ähnlich. Beim Bestellen konnte man dann zwischen den Optionen „gefiltert“ und „ungefiltert“ wählen. Mit Filter war dann hier ein Sieb gemeint. „Normale“ Filterkaffeemaschinen gab es in der DDR auch. Die anderen Großeltern besaßen eine.
Dass eine Maschine das Ganze vereinfacht, hat sich spätestens mit der Verbreitung von Siebträgermaschinen zur Zubereitung von Espresso erledigt. Was da an Spezialwissen und Erfahrung angesammelt und ausgetauscht wird, füllt ganze Internetforen und bedarf einiger Übung, bis KaffeetrinkerInnen mit dem Ergebnis zufrieden sind. Patricia Camarata berichtete hier schon darüber.
Neben der ggf. erforderlichen technischen Expertise sind evtl. auch praktische Aspekte in die Wahl der Kaffeemaschine einzubeziehen. Ich erinnere mich an ein Frühstück bei Freunden in größerer Runde, bei dem der Kaffee aus einer Kapselmaschine kam. Der Kaffee schmeckte uns, aber bis alle versorgt waren, dauerte es dann doch. Auch per Knopfdruck, aber mit weniger Müll und ebenfalls nur tassenweise geht es mit dem Vollautomaten. Wesentlich schneller bekommt man auch mit einer „normalen“ Kaffeemaschine keinen Kaffee. Allerdings braucht diese keine permanente Betreuung bzw. Bedienung, bis dann mal acht Portionen fertig sind. Im Gegenteil, manche KaffeetrinkerInnen treiben es so weit, abends alles vorzubereiten und mittels Zeitschaltuhr den Brühvorgang so starten zu lassen, dass morgens mit dem Weckerklingeln der Kaffee fertig ist.
Eine Wertung möchte ich hier nicht abgeben. Eine Gastgeberin, die die Zeit lieber mit ihren Gästen verbringt, als in der Küche zu stehen, wird die Filterkaffeemaschine schätzen. Jemand, der*die sich bei dem ganzen Trubel des Alltags gern mal zurückzieht, wird es genießen, in Ruhe erst per Hand die Bohnen zu mahlen und dann mittels der einen oder anderen Methode ihre Tasse Kaffee zu kochen. Slow Food ist hier das Stichwort.
Wer welche Variante bevorzugt, ist also in erster Linie Geschmackssache, hängt aber auch von der Geduld und den zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten ab, mit denen eine:r Unterfangen „Kaffee kochen“ angeht.
Link zum Blogbeitrag von Patricia Cammarata: https://dasnuf.de/wir-hatten-eine-gute-beziehung-aber-jetzt-hat-er-eine-kaffeemaschine/
Liebe Kathleen, vielen Dank für Deinen Beitrag. Die Kaffeemaschine darf in dieser Reihe nicht fehlen! Im Beruf erlebe ich täglich, für wie viele Menschen der Kaffee inzwischen von einem Genussmittel zu einem “Lebens”-Mittel geworden ist, von dem behauptet wird, dass man ohne es, also ohne seinen Kaffee, gar nicht arbeitsfähig sei. Dazu kommt die Vielfalt an Sorten und Zubereitungsweisen, um die geradezu “Glaubenskrise” geführt werden. … Ich selbst, allerdings, habe das nie nachvollziehen können. Mir schmeckt Kaffee nicht. Als ich ein Kind war, gab es Kaffee nur zu ganz besonderen Gelegenheiten. Üblich war “Muckefuck” aus der Caro-Dose. Das Getreide-Pulver wurde einfach übergebrüht. Den mochte ich ganz gern. Kaffee dagegen war bitter und sonst nix. Kaffee ist für mich ebensowenig ein Genuss wie z.B. Tabak. Staunend nehme ich wahr, was für Preise für Kaffeemaschinen gezahlt werden. Und welche tödliche Stimmung entsteht, wenn bei uns im Lehrerzimmer die Kaffeemaschine mal ausfällt…
In unserer Küche daheim haben wir nur eine, weil mein Mann Kaffee trinkt – und weil Besuch kommt, für den ohne Kaffee – siehe oben – gar nichts geht.
Mein Gerät dagegen – und das fällt mir erst durch deinen Text so stark auf – ist der Wasserkocher. :-)