Forum für Philosophie und Politik
Von Antje Schrupp, Dorothee Markert, Andrea Günter
Zum 20. Jubiläum der Flugschrift „Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik“ wurde das Büchlein im Christel Göttert Verlag neu aufgelegt und wird hier im Forum auch erstmals online veröffentlicht (hier der Link zum Anfang). Dies ist das 15 Kapitel: Arbeitslosigkeit und Arbeitsüberlastung.
Betrachten wir den Verlust des Arbeitsplatzes aus der Perspektive der guten Beziehungen im Beruf, der persönlichen Bindung an die eigene Arbeit und der Dimension der Sinnfindung, bedeutet er mehr als finanzielle Einbußen und geringeres soziales Ansehen. Er kommt einer Enteignung und einer Vertreibung aus einer Art Heimat gleich. So gesehen müssen der Stellenabbau aus reiner Gewinnorientierung und leichtfertige staatliche Einsparungen viel radikaler kritisiert werden.
Die Krise der Vollbeschäftigung kann jedoch gleichzeitig genutzt werden, um neu über den Sinn des menschlichen Lebens nachzudenken. Der absurde Anstieg der Arbeitsbelastung in vielen gut bezahlten Berufen ist schädlich für unsere Kultur. So kommt heute die Wertschätzung von Kontemplation und Muße, die Notwendigkeit auch von Passivität für ein erfülltes Leben und gelingende Beziehungen viel zu kurz. Wir begrüßen daher die Überlegungen und Diskussionen mancher Arbeitslosenprojekte, der neu gewonnenen Zeit auch positive Aspekte abzugewinnen.
Die Nachfrage nach Teilzeitarbeitsmöglichkeiten ist hoch, und es sollte ein differenziertes Angebot unterschiedlicher Teilzeitmodelle entwickelt werden, das unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung trägt, auf jeden Fall aber auf eine Erhöhung von Lebensqualität zielt. Dieses Angebot darf keinesfalls auf niedrig qualifizierte Tätigkeiten beschränkt bleiben und muss vor allem auch im Bereich von Führungsaufgaben eingeführt werden.
Aus: Ulrike Wagener, Dorothee Markert, Antje Schrupp, Andrea Günter: Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik. Christel Göttert Verlag, Rüsselsheim 1999, Neuauflage 2019
Weiter zum Kapitel 16 “Die Öffentlichkeit, die Frauen und das männliche Imaginäre”
Hm. An der künstlich geschaffenen Lohnabhängigkeit ließe sich schon ein bißchen mehr kritisieren, auch in der Kürze!
Smash Capitalism!