Forum für Philosophie und Politik
Von Barbara Streidl, Antje Schrupp
Diesen Post von Barbara Streidl sah ich kürzlich auf Instagram, und dabei fiel mir wieder ein, dass wir hier im Forum noch gar nicht den Podcast „Stadt, Land, Krise“ vorgestellt haben, den sie und Laura Freisberg seit ziemlich genau einem Jahr für Frauenstudien München produzieren. Das ist ein Versäumnis, denn ihre Themen passen sehr gut zu unserem Forum, und es waren auch schon viele Frauen bei ihnen zu Gast, zu denen auch wir hier seit langem Beziehungen pflegen: Zum Beispiel die Verlegerin Ulrike Helmer, in deren Verlag unter anderem die Diotima-Übersetzungen erschienen sind, oder Autorinnen wie Julia Fritzsche, die schon zweimal bei unserer neuen Video-Reihe-Gespräche mitgemacht hat (hier) und (hier).
Das Themenspektrum bei „Stadt Land Krise“ ist breit, es geht zum Beispiel um aufs Land ziehen, um Endometriose, um Philosophinnen oder um Ökofeminismus (an der Folge hat auch unsere regelmäßige Autorin Cornelia Roth mitgewirkt, die auch hier schon über das Thema geschrieben hat).
Von daher habe ich Barbara eingeladen, ihren Instagram-Post bei uns zu crossposten! Ihr werdet merken, dass das für ein anderes Publikum geschrieben ist, denn regelmäßige Leserinnen unseres Forums würden vermutlich nicht auf die Idee kommen, dass es feministischer sei, an der Karriere zu basteln als sich um Kinder zu kümmern. Doch genau das ist eine große Stärke von Barbara, wie sie darauf achtet, alle Frauen anzusprechen ohne dabei große Kenntnisse in feministischen Debatten vorauszusetzen und dabei auch auf Fragen und Anliegen einzugehen. Von daher ist dieser Podcast vielleicht auch eine Empfehlung für eure Töchter, Nichten, Enkelinnen, Nachbarinnen…. (Antje Schrupp)
Ein typisches Bild von mir: Ein Buch (“Geständnisse einer Teilzeitfeministin” von Heike Kleen), und der Nudelkochtopf daneben. Zum Glück ist der Dampf gerade weg, sonst wäre die Lesebrille wieder total beschlagen.⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
Ich habe sehr oft den Reis überkochen lassen, die Nudeln zu weich, die Bohnen verbrannt, weil ich Hausfrau und Journalistin bin. Vor allem in den Lockdown-Zeiten, als ja wirklich alles gleichzeitig an einem Ort mit der ganzen Familie und allen anderen stattgefunden hat, war das so.⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
Dahinter steckt auch ein strukturelles Problem: Bin ich Teilzeitfeministin, weil ich mich nachmittags mehr um Kinder und Haushalt kümmere als um mefine Karriere? ⠀
Darüber hat die Journalistin Heike Kleen dieses Buch geschrieben, “Geständnisse einer Teilzeitfeministin”, und Laura Freisberg und ich haben mit ihr darüber gesprochen. Über die Zerrissenheit, die Prägung durch das Elternhaus und die Frage nach dem, was wir unseren Kindern gerne vorleben möchten.⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
Teilzeitfeminismus ist für Heike Kleen keinesfalls ein Schimpfwort, sondern viel mehr eine Möglichkeit, auch mal den Druck, unter dem viele Frauen stehen, abzumildern. Daneben geht es ihr auch darum, die Schwierigkeiten, unter denen viele Frauen leiden, die sich zerreißen, dieses große Dilemma einmal mehr sichtbar zu machen. Find ich gut!
Hier der Link direkt zur Podcast-Episode mit Heike Kleen
Liebe Antje, vielen Dank für deine überaus wohltuenden Worte am Eingang dieses Postings! Wie schön, hier Verständnis zu erfahren – die Frage nach dem Teilzeit-Feminismus hat mich selbst zuerst irritiert (als ich von Heike Kleens Buch erfahren habe), dann aber mehr und mehr umgetrieben. Gibt es einen feministischen Feierabend? Einen Feminismus a.D.? Kann ich auch mal wegsehen? Oder schweigen? Gar mich wegducken, so tun, als hätte ich eine sexistische Bemerkung nicht gehört? Aktivismus kostet viel Kraft … Ich freue mich über die Möglichkeit, einen Austausch hier zu erfahren.
Liebe Antje, danke für den Hinweis auf Simone Weil, das gefällt mir gut. Dazu passt ja auch der unphilosophische, aber nennenswerte Satz, den die Schauspielerin Emma Watson mal gesagt hat (viele kennen sie als Hermine Granger): Feminismus ist kein Stock, mit dem man andere Frauen schlägt.
Und welche Reaktion auf einen sexistischen Witz die femistische ist oder gar die feministisch richtige, das ist eine Herausforderung, hier eine klare Antwort zu finden. Kommt ja immer auf den Kontext an. Auf die Person, die den Witz reißt. Auf die, die zuhören.
Letztens habe ich mein Kaffeetrinken zu meiner Mutter gesagt, sie hätte sich gerade sehr rassistisch geäußert, zwar mit Sicherheit ohne das zu wollen, im Endergebnis aber dann eben schon (inhaltlich ging es darum, welche Substanzen sich manche Menschen ins Haar schmieren, um damit zu pflegen oder zu imponieren). Sie wies es von sich, war überrascht, aber dann doch einverstanden damit, als ich ihr beim nächsten Mal das Alice Hasters-Buch mitbrachte. Mir ist’s schwergefallen, aber ich fand es nötig. Die anderen Anwesenden (auch nur Familie, meine Söhne, mein Mann) waren froh, dass ich es gesagt hatte. Obwohl mir in diesem Umfeld natürlich der “Humorlose”-Zettel auf der Stirn klebt.
Meinem vor zwei Jahren verstorbenen Vater habe ich auf sexistische Bemerkungen auch hin und wieder Kontra gegeben. Was einfach nur abgeprallt ist, so mein Gefühl.
Hallo Anne Newball Duke,
danke für deine ausführliche Beschreibung von etwas, das ich gut kenne!
In Sachen Augenzwinkern und Selbstironie kann ich bestimmt noch dazulernen (bei mir hat das viel mit der Tagesform zu tun) …
Danke für diesen Hinweis, es hat mich und meinen Freund:innenkreis bereichert!