Forum für Philosophie und Politik
Von Heike Brunner
Bald jährt sich die kurze Regierungszeit der Pariser Kommune zum 150. Mal. Unsere Kollegin Antje Schrupp hat zu diesem Anlass die Rolle der Frauen in einer Revolution überdacht und einen sehenswerten Beitrag dazu veröffentlicht. Aber auch eine andere Revolution jährt sich gerade: Vor zehn Jahren erlebten wir den Arabischen Frühling und die Revolution in Libyen.
Kürzlich las ich das Buch: ‚Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann?‘ der türkischen Journalistin und Autorin Ece Temelkuran. Der Roman ist ein spannendes Roadmovie über vier Frauen, die sich zwischen den Unruhen des Arabischen Frühlings in einem Hotel in Tunis begegnen. Die Leser*in wird mitgenommen auf den Weg von Tunis nach Beirut und eine Reise durch andere Kulturen. Wie geht es den Frauen in und nach der Revolution? Träume zerplatzen und weibliche Lebensrealitäten rücken in den Fokus. Das Buch geht am Ende gut aus. Frauenfreundschaften und -beziehungen sind das positive verbindende Band zwischen den Generationen und den Kulturen.
Doch noch einmal aktuell nachgefragt: Wie steht es in Libyen um die Frauenrechte heute?
Besonders in Libyen hatten die Frauen die Revolution sehr aktiv mit gestaltet und ihre Hoffnungen auf Frauenrechte gesetzt. Seit September 2020 verbietet ein aktueller Erlass der RADA Militärpolizei in Tripolis unverheirateten Frauen alleine in Cafés zu gehen oder sich dort mit anderen Männern und Frauen zu treffen. Erlaubt ist es nur mit einem Ehepartner. Im November 2020 wurde die Rechtsanwältin Hanan al-Barassi ermordet, eine mutige Frau, die die “heikelsten” Dinge angesprochen hatte. Diese „ Hinrichtung“ hat Frauenrechtlerinnen und das Land tief erschüttert.
AMICA, eine deutsche Frauenrechtsorganisation, die in Beirut beim Aufbau von psychosozialen Anlaufstellen hilft, schreibt: „Die andauernde politische und wirtschaftliche Instabilität führt zu einem starken Anstieg geschlechtsbezogener Gewalt – in und außerhalb der Familie. …”
Es steht schlecht um die Frauenrechte auch wenn demokratische Wahlen in Libyen von Genf von Berlin aus vorbereitet werden. Aber, ohne die Frauen einzubeziehen, wird es keinen Frieden in Libyen geben!