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Setzt sich ein gegen Gewalt an Frauen und Mädchen und liebt Frauengeschichte: Die Gleichstellungsbeauftragte Heike Ponitka

Von Juliane Brumberg

Von der Frauenbewegung im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts kennen wir einige wenige Gesichter, die sich die Medien herausgepickt haben und immer wieder hervorholen. Doch ohne die vielen weniger prominenten Frauen, die es auch noch gegeben hat, wäre der große Erfolg der Frauenbewegung nicht möglich gewesen. In einer kleinen Serie möchten wir auf bzw-weiterdenken über einige von diesen Frauen erzählen. Wie sind sie zu ihrem frauenpolitischen Engagement gekommen, was machen sie heute?

Wir freuen uns übrigens über Artikel oder Vorschläge zu weiteren Frauen, deren Leben wir hier vorstellen können.

Als ich das Magdeburger Rathaus verlasse, raucht mir der Kopf und meine Tasche ist prall gefüllt mit Broschüren, Flyern und Büchern aus dem Arbeitsfeld von Heike Ponitka. So viel hatte sie zu erzählen; alles Projekte, für die sie brennt. Das war sofort zu spüren. Wenn sie nicht nach zwei Stunden einen anderen Termin gehabt hätte, hätten wir sicher noch einmal so lange miteinander reden können. Die Vielfältigkeit ist ein Teil des Problems kommunaler oder auch kirchlicher oder universitärer Gleichstellungsbeauftragten. Ihnen sind mit der Zeit immer mehr Aufgaben zugewiesen worden, sodass für jede Einzelne oft zu wenig Kapazitäten da sind. Vielfach sind sie noch für Menschen mit Behinderung, für Migrations-Probleme oder Senior*innen zuständig. In Magdeburg ist das nicht der Fall. Die Stadt ist groß genug, dass es im Amt für Gleichstellungsfragen drei Mitarbeiterinnen gibt. Heike Ponitka ist die Leiterin.

Heike Ponitka freut sich über einen der für das Jubiläum der Magedeburger Fraueninitiative gestalteten Hocker. Fotos: Juliane Brumberg

Unterstützt wird sie vom Politischen RundenTisch der Frauen in Magdeburg‘. Dessen Homepage zeugt ebenso von der Themenvielfalt wie die Homepage des Amtes für Gleichstellungsfragen. Dort finden sich Beratungsangeboten zu ‚Frau und Beruf‘ oder ‚Gewalt an Frauen und Kindern‘ ebenso wie ein Mädchenarbeitskreis oder Feministische Stadtrundgänge. Heike Ponitka zeigt mir ihr kleines Büro im Magdeburger Rathaus, das mit Plakaten von Frauenausstellungen und -konzerten dekoriert ist. Oben vom Regal holt sie drei künstlerisch gestaltete Hocker zu ‚30 Jahre Fraueninitiative Magdeburg‘, die sie am Wochenende zuvor ersteigert hatte.

Für unser Gespräch hat sie eine Übersicht vorbereitet, auf der nicht nur die 14 Gremien aufgelistet sind, in denen sie mitwirkt, sondern auch einige ihrer unterschiedlichsten Projekte. Daraus und ihren Erzählungen entnehme ich, dass ihr die Mädchenarbeit und frauengeschichtliche Projekte besonders am Herzen liegen. Zum Beispiel das Thema ‚Abwanderung besonders von jungen Frauen‘ oder ‚Geschlechterspezifische Berufsorientierung‘ oder ‚Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation Alleinerziehender Frauen.

Ein übergeordneter Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die ‚Umsetzung der Europäischen Charta für Chancengleichheit in der Landeshauptstadt Magdeburg‘ . Sie wurde von 1500 Städte in Europa und 50 in Deutschland unterzeichnet. Magdeburg ist seit einem Stadtratsbeschluss im Jahr 2015 dabei und hat dazu einen Gleichstellungsaktionsplan mit 41 Maßnahmen und nach 3 Jahren, für 2019 bis 2022, einen zweiten solchen Aktionsplan mit 59 Maßnahmen erarbeitet. Dieser Plan zeigt, dass das Begehren der Frauen nicht nur nach mehr Teilhabe, sondern auch nach der Freiheit, das in die Politik einzubringen, was ihnen wichtig ist, mühsamer Kleinarbeit bedarf. Kleinarbeit, die die Gleichstellungsstellen leisten. Und Heike Ponitka macht das mit Leidenschaft.

Überwiegend glückliche Kindheit in der DDR

Als ich sie frage, ob sie schon immer Feministin war, denkt sie nach und beginnt über sich zu erzählen: „Ich bin in Rheinsberg, einer Kleinstadt nördlich von Berlin, groß geworden. Da gab es vordergründig keinen Bezug zu den Frauenthemen. Wir waren zwei Schwestern und ich hatte eine überwiegend glückliche DDR-Kindheit. Die Familiensozialisation war so, dass es nie hieß ‚Du kannst das nicht‘. Mein Vater hat mit uns Buden gebaut, uns zum Angeln mitgenommen und meine Mutter hat viel mit uns gelesen. Gemeinsam wurde auch ferngesehen – etwa die Serie ‘Raumpatroullie’ oder auch Ende der 1970er Jahre ‘Holocaust’, was mich sehr erschütterte und prägte. In der FDJ habe ich eine Pioniergruppe geleitet. Was ich mir vorgenommen hatte, wurde mir zugetraut.“ Den ersten Bruch gab es, als sie mit 16 Jahren in Potsdam Pädagogik studieren wollte und dafür die Empfehlung des Schuldirektors brauchte. „Obwohl ich die besseren Schulnoten hatte, hat er einen Jungen und nicht mich unterstützt, weil er das sinnvoller fand.“ Die junge Heike hat aber dann über ‚Außerunterrichtliche Kinder- und Jugendarbeit‘ als Freundschaftspionierleiterin einen anderen Weg zum Institut für Lehrerbildung in Potsdam gefunden und dort vier Jahre studiert.“ Danach hat sie sieben Jahre an zwei Schulen Musik und Deutsch unterrichtet. An beiden Schulen hat sie häusliche und sexuelle Gewalt bei den Schülerinnen mitbekommen „und ich hatte kein Handwerkszeug, um darauf reagieren zu können. Meine Ausbildung in Potsdam war methodisch sehr fundiert – aber über diese Themen gab es zu wenig Kommunikation und Beratungsangebote für Betroffene.“ Diese Erfahrung und die vielen Gespräche mit kirchlich sozialisierten Freundinnen in der Wendezeit, so sieht sie es im Rückblick, waren der Ausgangspunkt für ihr feministisches Engagement.

In der FDJ- und Pionierarbeit hatte Heike Ponitka viel mit Kindern zwischen 6 und 16 zu tun gehabt. Nach ihrem Studium, „mit 20, habe ich die Koordination der außerunterrichtlichen Arbeit für die ganze Schule übernommen und als Musikpädagogin gemerkt, dass es in der Wahrnehmung dieses Faches einen großen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen gab. Die Mädchen waren sehr interessiert, doch welcher Junge singt schon gern? Für sie musste ich mir einfach mehr einfallen lassen. Sie durften zum Beispiel ihre Lieblingsplatten mitbringen und wir haben damit gearbeitet.“

In dieser Zeit begann auch die kritische Auseinandersetzung mit dem politischen System, in dem sie bis dahin ganz gut ihren Weg gegangen war. „Ich bin Jahrgang 1964 und war zur Wendezeit 24/25 Jahre alt. Manches in der DDR konnte ich nicht mittragen. Zum Beispiel habe ich gesagt ‚Nie wieder Fahnenappell!‘ Das wurde von der FDJ vorgeschrieben, entsprach aber nicht den Bedürfnissen der Jugendlichen. Ich war zwar in der Struktur, war jedoch sehr froh, als die Wende kam.“ Immer noch empört sie sich über Erich Honecker, der gesagt hatte, dass er niemandem, der geht, eine Träne nachweinen würde. „Das war für mich der Punkt, aus der Partei auszutreten. Eine Staatsführung, der es egal ist, wenn tausende von jungen Menschen das Land verlassen, das ging gar nicht. Ich war einerseits im System und habe andererseits mit den jungen Menschen gearbeitet und wollte sie ernst nehmen. Die Ignoranz des Systems wurde mir unerträglich. Zum Beispiel gegenüber jungen Männern, die den Dienst beim Militär nicht ausgehalten haben.“

An dieser Stelle gehört es dazu, dass wir uns erzählen, wie wir 1889 die deutsch-deutsche Grenzöffnung erlebt haben. Heike Ponitka war während der besagten Pressekonferenz ganz unspektakulär beim Bügeln. „Und da hab ich mich erst mal hingesetzt und einen Cognac getrunken. Ich war entsetzt, wie schnell das plötzlich alles kam. Noch 2 Stunden vorher wären an der Grenze Menschen auf der Flucht erschossen worden. Ich hatte an ein paar Demos auf dem Domplatz mitgemacht, aber dass das dann alles so schnell ging…!“

Arbeitslose Ingenieurinnen, Mathematikerinnen und Kranführerinnen

Nach der Wende musste Heike Ponitka „überlegen, wie mein Leben weitergehen sollte“. Nach ihrer ersten Stelle vier Jahre an einer kleinen Dorfschule bei Neuruppin hatte es sie in eine größere Stadt gezogen, der Liebe wegen nach Magdeburg. „Ich bin nicht nach Magdeburg gezogen, weil es dort so schön war.“ Die Stadt war  damals von der Schwerindustrie geprägt. Heute hat sich das Stadtbild sehr zum Positiven gewandelt, was nicht nur Heike Ponitka ausdrücklich hervorhebt sondern wovon ich mich auch selber vor Ort überzeugen konnte. Sie kam 1988 an eine polytechnische Oberschule und dadurch, dass ich für den Musikunterricht zuständig war, ging für mich an der Schule auch nach der Wende der Unterricht normal weiter. Trotzdem habe ich 1991 bei der Volksbildung gekündigt und gemeinsam mit drei Kolleginnen ein Projekt initiiert.“ Sie holt noch etwas weiter aus: „Auf einen Schlag waren in Magdeburg 20 000 Menschen aus der Schwermaschinenindustrie arbeitslos. Das war für das Gefüge der Stadt sehr schwierig. Es gab so viele Ingenieurinnen, Mathematikerinnen oder auch Kranführerinnen, die plötzlich keine Arbeit mehr hatten. Sie bekamen zwar eigenes Arbeitslosengeld, aber es war sehr schwer oder fast unmöglich für sie, wieder Arbeit zu finden, weil ihre Berufe nicht dem westdeutschen Frauenbild entsprachen.“

In ihrem neuen Projekt interessierte Heike Ponitka mit ihren Kolleginnen sich für die unterschiedlichen Rollenbilder und sie erstellten eine große Befragungsstudie – das erste ostdeutsche Projekt dieser Art – zu ‚Frauen und Männern in Bildung und Erziehung‘. „Ich wollte wissen, wie Pädagog_innen – von der Kindergärtner_in bis zur Berufsschullehrer_in – die Situation wahrnehmen, was sie für ein Rollenbild haben. Angebunden war dies Projekt bei der städtischen Gleichstellungsstelle und wurde über ABM finanziert. Damit wollten wir erfahren, was für Unterstützung DDR-sozialisierte Pädagoginnen für die Frauen- und Mädchenarbeit brauchen.“ Dazu wurden rund 1500 Interviews geführt und hier fügt die Gleichstellungsbeauftragte ein: „Es ist erschütternd: Zwanzig Jahre später wurde eine ähnliche Umfrage gemacht und bei den Rollenbildern und Berufswünschen hat sich gar nicht viel geändert.“

Was die Gleichstellungsbeauftragten angeht, war der Osten zum Teil schneller als der Westen, denn diese wurden bei dem Neuaufbau der Verwaltung von Anfang an gefordert. Mit ihrer Studie war Heike Ponitka in der Institution, zugleich jedoch auch in autonomen Projekten aktiv: „Ich hatte also immer beide Schnittmengen. Ich war in der Fraueninitiative Magdeburg und im Unabhängigen Frauenverband, der Vernetzungsstelle der ostdeutschen Frauen. Wir haben dort Häusliche Gewalt thematisiert und versucht, Orte für lesbische Frauen zu schaffen. Das war zu DDR-Zeiten nicht möglich.“

Ab 1993 hatte sie dann eine feste Stelle am Amt für Gleichstellung der Stadt Magdeburg. „Ich war zuständig für Frau und Beruf, Geschlechtersozialisation, Projektarbeit, Vereinsförderung. Wir haben die Gründung von Wildwasser Magdeburg unterstützt und eigene Frauenschutzwohnungen geschaffen. Wir hatten nur eine kleine Struktur mit vier Frauen, aber einen großen finanziellen Fond und viele Aufgaben. Mehr als 1000 Arbeitsplätze für gering Qualifizierte wurden über eine städtische Gesellschaft (AQB) finanziert, sodass die Familien etwas abgesichert waren. Bei über 25 Prozent Arbeitslosigkeit knallte es in den Familien. Es gab ein großes Gewaltproblem, die Menschen brauchten Beschäftigung. Wir hatten die Möglichkeit, in einem Frauenprojektehaus über den zweiten Arbeitsmarkt um die 40 Arbeitsstellen zu schaffen, Geschichtsprojekte zu beantragen, eine Feministische Stadtführerin zu schreiben sowie Projekte für und mit Migrantinnen zu gestalten.“ So entstanden 2005 z.B. auch eine Ausstellung und der Porträtband ‘Lebenswege – Magdeburger Frauen in Porträts und Texten’ und die Gesprächsreihe ‘Die besondere Begegnung’, die Heike Ponitka mit der Magdeburger Fotografin Elisabeth Heinemann und der Schauspielerin Vera Feldmann entwickelt hat. „Mich interessierte immer, wie man Schicksale sichtbar machen kann. Dabei war die schwierigste Frage für die Porträtierten: ‚Was bedeutet es für dich, Frau zu sein?‘ “

Eine Fortbildung nach der Anderen

Gleichzeitig war der Wissensdurst der immer noch jungen Pädagogin ungebremst. Berufsbegleitend hat sie ihr Diplom in Sozialpädagogik gemacht, viele Weiterbildungen zum Thema Kommunikation, Erwachsenenbildung und Verwaltungsrecht besucht sowie an der Fern-Uni Hagen den Studiengang ‚Internationale Gleichstellungspolitik‘ belegt. „Ein toller Studiengang! Ich wusste, wenn ich noch weiterkommen will, muss ich Qualifikationen vorlegen.“ Dann folgt ein kleiner Exkurs ins Private: „Mit kleinen Kindern hätte ich diese ganzen Fortbildungen neben meiner gut gefüllten Berufstätigkeit nicht machen können. All das Engagement war nur möglich, weil ich mich in wunderbaren Gesprächen mit meiner Partnerin, die frauenpolitisch ebenfalls sehr aktiv ist, immer wieder austauschen konnte und wir vieles zusammen organisiert haben. Das ist ein wichtiger Punkt.“

Mit großer Wertschätzung spricht sie von ihrer Vorgängerin Editha Beier, die 20 Jahre das Amt für Gleichstellung geleitet hat. „Was Editha aufgebaut hat, das war hart. Ich war ja in der zweiten Reihe und kann jetzt die Früchte ernten.“ Auch wenn Heike Ponitka findet, dass es einfacher war, 2010 Gleichstellungsbeauftragte zu werden, als 1990, wurde sie, obwohl langjährige Stellvertreterin, doch in Konkurrenz zu etlichen Mitbewerberinnen 2010 vom Stadtrat als neue Amtsleiterin gewählt.

Gerne erzählt sie von „erfolgreichen Kooperationen zwischen west- und ostdeutschen Frauen, auch wenn einige westdeutsche Frauen ein sehr konservatives Rollenbild hatten.“ Sie freut sich über gelungene Partnerschaften mit der Volkshochschule oder der Bibliothek. Die Frauenthemen in die Strukturen von Politik und Verwaltung zu bringen, das ist ihr Anliegen. „Zur Zeit läuft eine Aktion zur (Um-) Benennung von Straßennamen. Wir haben 1700 Straßen in Magdeburg, davon sind 460 Nach Männern und 46 nach Frauen benannt.“ Stolz berichtet sie von der Zusammenarbeit mit der Geschichtsprofessorin Eva Labouvie, die zwei große Lexika zu Frauen in Sachsen-Anhalt herausgegeben hat. Heike Ponitka hat dazu die Artikel über Anna Schlein und Lore Krüger beigesteuert. Oder davon, dass die Magdeburger Frauenlobby Großbordelle in der Landeshauptstadt verhindert hat.

Grundsätzlich fühlt sie sich von den Frauen vom Politischen Runden Tisch der Stadt Magdeburg, besonders auch „den tollen Frauen im Stadtrat“ in ihrer Arbeit gut unterstützt. Auch in der Vergangenheit gab es viel Engagement und Frauenpower in Magdeburg: „Als z.B. in den 1990er Jahren der Ausschuss für Familie und Gleichstellung abgeschafft werden sollte, kamen die Frauen aus den Vereinen in den Stadtrat und stritten für die Beibehaltung des Ausschusses, was gelang, oder organisierten eine Demo auf dem Domplatz gegen § 218.“ Andererseits erlebt sie die Akzeptanz bei Frauen auch „ambivalent – von dringend notwendig bis zu absoluter Ablehnung nach dem Motto ‚ich kenne in meiner Familie keine Frau, die von Gewalt betroffen ist‘.“ Und sie resümiert: „Gleichstellungsbeauftragte ist nicht der Wunschberuf von Müttern für ihre Töchter. Aber die jungen Frauen wollen dahin.“

Frauenfeindliche Ironisierungen sind verletzend

Als ich sie nach ungeliebten Aufgaben frage, schüttelt Heike Ponitka den Kopf: „Gibt es nicht. Auch den Finanzbereich finde ich wichtig und spannend. Was ich nicht liebe, sind Ironisierungen im Stadtrat. Da gebe ich ordentlich kontra, doch es kränkt mich trotzdem. Wenn sich jemand über arbeitslose Frauen oder Frauenhandel lustig macht, das bringt mich an die Grenzen meiner Belastbarkeit.“ Während sie die gute Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle ProMann in Magdeburg hervorhebt, findet sie es mit den AfD-Abgeordneten im Stadtrat problematisch. „Sozialfeindliche Haltungen toleriere ich nicht, auch nicht die Banalisierung des Themas Gewalt. Da stehe ich auf und sage, ‚Sie können nicht gegen geltendes Recht verstoßen‘.“ Immer wieder also das Gewalt-Thema. Während sie grundsätzlich sehr positiv in die Zukunft blickt und sich über „viele engagierte junge Frauen in der Stadt freut“, fasst sie doch etwas besorgt zusammen: „Wir haben versucht, in 30 Jahren gute Bedingungen für Familien zu schaffen. Aktuell gibt es jedoch ziemlich große Probleme im Bereich ‚Hilfen zur Erziehung‘, und zwar in jungen Familien, in denen Frauen schon als Kindern das Rückgrat gebrochen wurde.“

Ausgleich findet Heike Ponitka beim Lesen. „Dabei kann ich gut abschalten und abtauchen. Außerdem bin ich begeisterte Kino- und Konzertgängerin und liebe Yoga.“ Doch Genaueres kann ich sie kaum noch fragen, denn ihre Mitarbeiterin schaut zur Tür herein und erinnert an den nächsten Termin. Die Gleichstellungsbeauftragte erklärt: „Ich muss ins Ministerium, weil ich mich für die Gründung einer landesweiten Arbeitsgruppe für von Gewalt betroffene Menschen mit Behinderungen einsetzen will und dort besonders für das Wohlergehen behinderter Frauen und Mädchen.“ Gewissenhaft mailt sie mir ein paar Tage später, dass die Gründung der Arbeitsgruppe im Ministerium bestätigt wurde. Und ergänzt die Antwort auf meine Frage, wie sie Entspannung findet: „Natürlich bei meiner bunten Patchwork-Familie. Das war und ist ein wichtiger Aspekt meines Lebens. Ich bin also eher die Teamplayerin. Das Alleinsegeln liegt mir nicht so sehr.“

Mehr Infos: Amt für Gleichstellungsfragen in Magedeburg

Im Rahmen dieser Serie wurden bisher die Donaupriesterin Gisela Forster, die Feministin Barbara Linnenbrügger, die Malerin Waltraud Beck, die Professorin Monika Barz, die Historikerin Irene Franken, die Tagungsleiterin Herta Leistner, Dagmar Schultz, die Alltagsforscherin Maria Rerrich, die Matriarchatsfrau Siegrun Laurent, die Gründerin Claudia Gather, die Heilpraktikerin Bali Schreiber, die Verbandsfrau Marlies Hesse, Ika Hügel-Marshall, die Stiftungsverwalterin Gudrun Nositschka, die Berliner Frauenpreisträgerin Karin Bergdoll, die Sozialpädagogin Erni Kutter, Philosophin Dorothee Markert, die Museumskuratorin Elisabeth von Dücker und die Frauenakademie München vorgestellt.

Autorin: Juliane Brumberg
Redakteurin: Juliane Brumberg
Eingestellt am: 12.10.2020
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