Forum für Philosophie und Politik
Von Bettina Schmitz
Liebe Frauke,
das Bild, der „Lichtblick“, traf genau zu dem Zeitpunkt ein, als ich nicht zuhause war. Ich war für ein paar Tage in Paris und habe neben einem Park gewohnt und dort sehr schöne Rosen gesucht und gefunden, gesehen und gerochen. Dieses Wegfahren und Wiederkommen hat gut getan. Und es war wunderbar, dass mich zuhause dann Dein Gemälde begrüßte.
Das Licht ist am Abend nicht mehr so gut, aber ich habe natürlich geschaut. Im oberen Stockwerk reichte es noch für einen ersten Eindruck. Endlich habe ich es gesehen, im Original und nicht nur über eine Fotografie. Deine Bilder sind wirklich im allerbesten Sinne unfotografierbar. Auf den Fotos, die Du mir geschickt hattest, dominierte immer das, was wir gewöhnlich Rosa nennen. Im Vergleich damit kommt mir das Bild selbst wie eine Neudefinition der Farbe vor. Habe ich jemals zuvor schon Rosa gesehen? Nein, ganz sicher nicht! Auch die Rosen – in der hellen Stelle ziemlich deutlich zu erkennen – sind mir erst jetzt wirklich ins Auge gefallen.
„sowie ein perlendes lachen in allen rosenfarben“, so endet mein Gedicht „rote empfindung“. Es ist Dir gelungen, in allen Rosenfarben zu malen! Die Maschine, der Photoapparat muss sich ja für einen Farbton entscheiden. All die Farbnuancen, die eher ins Lila oder Violett gehen, all die Schattierungen muss eine SEHEN, mit eigenen Augen und am besten von natürlichem Licht beleuchtet. Das Bild wandelt sich mit den Tages- und Jahreszeiten, das kenne ich bereits.
Ich war gespannt, wie die Streifen in den fallenden oder doch steigenden, in den schwebenden Rosenblättern, im Rosenblätterhimmel ‚in Echt‘ aussehen würden. Auf dem Photo entsteht der Eindruck, das Papier sei ein wenig gewellt. Jetzt sehe ich, dass es Lichtstrahlen sind. Die kennt eine von Wolken, hinter denen die Sonne scheint, und aus Gemälden davon. Auch das ist eine Schicht oder ein Thema des Bildes. Dieses Licht, das ist das Besondere, es ist eben kein Sonnenlicht, sondern Rosenlicht. So etwas habe ich vorher noch nie gesehen. Das ist ein ganz anderes Licht. Beim Betrachten werde ich mir Deiner Kunst wahrzunehmen bewusst. Ich kann sehen, wie Du, indem Du malst, das Sehen selbst neu gestaltest.
Der Juni ist der Rosenmonat, die Zeit der Fülle, des Höchststandes von Sonnen- und zumindest für mich nun auch von Rosenlicht.
Das Rosenthema hatte sich übrigens bereits angekündigt. Kurz vor meiner Abreise hatte ich Heines Gedicht „Frühlingsgruß“ gehört, vertont von Felix Mendelssohn-Bartoldy. Es endet mit den Zeilen: „Wenn Du eine Rose schaust, sag ich lass sie grüßen“. Unterwegs habe ich Rosen geschaut und gegrüßt, und zuhause wurde ich von Rosenlicht begrüßt. Ich freue mich sehr, dass das Bild nun mit mir wohnt. Und wenn im Winter die Sonne weniger scheint, macht mir das gar nichts mehr aus, denn ich habe Rosenlicht im Haus und immer mehr davon auch in mir! Ich freue mich darauf, schauend und mit ihm lebend dieses Bild weiter zu entdecken.
Herzliche Grüße, Deine Bettina
Mehr über die Malerei von Frauke Thein auf ihrer Webseite . Auf bzw-weiterdenken ist ein Artikel über ihren Inspirationsweg „Kunst im Freien“ erschienen.
Liebe Bettina,
wie besonders du das beschreibst. Und nimmst mich wiederum mit in die Situationen, in denen du anfängst das Rosenbild mit deinem Blick zu betrachten und mit deinen Empfindungen, Erinnerungen und Zukunftsaussichten. Das muss ‘eine’, wie du so schön sagst, auch können. Es ist schön, wie sich das Rosenlicht entfaltet aus der Fotografie, dem eigentlichen Bild und deinem Sehen. Die Rosenzeit entsteht so vor meinem Auge auch wieder neu und alt und ewig. Ist sie nicht ewig, die Rose? Oder zumindest ihr Licht?
Danke für das Teilhabenlassen.
Sabine
Liebe Bettina,
danke für Deine “Rosen”.
Wenn ein Bild von mir vermag, einen Menschen in sich hinein zu führen, zu berühren und zu inspirieren, dann hat sich mein Ziel, mein Wunsch als Künstlerin erfüllt und mein Herz schlägt höher.