Forum für Philosophie und Politik
Von Juliane Brumberg
Die Sehnsucht nach einfachen Lösungen ist überall gegenwärtig. Das zeigt der Zulauf zu den populistischen Bewegungen aus der rechten Ecke, die mit einer eindeutigen Bewertung von richtig und falsch auf sich aufmerksam machen. Wir gebildeten und aufgeklärten Bürger_innen distanzieren uns selbstverständlich davon; versuchen „alternativ“ – was auch immer das heißt – zu leben, halten uns für informierte Konsumentinnen und achten auf (inflationär entstandene) Güte- und Bio-Siegel.
Doch wer weiß genauer, was sich eigentlich hinter solchen Siegeln verbirgt, wer macht sich die Mühe, sich genauer zu informieren? Auch da locken die einfachen Lösungen, die Bequemlichkeit, uns nicht selber informieren zu müssen, sondern auf das Gütesiegel verlassen zu können. Und dabei werden wir, wie die Öko-Unternehmerin Sina Trinkwalder nachweist, nicht selten „fairarscht“. Als Gründerin einer Textilfirma, die Bio-Kleidung in Deutschland herstellt, hat sie, durch einschlägige Erfahrungen gebranntes Kind, selber gedacht und nachgeforscht, was es mit all den schönen Siegeln auf sich hat. In ihrem neuen Buch „fairarscht“ stellt sie uns dieses Wissen zur Verfügung. Die Ergebnisse, gerade auch, was den „fairen Handel“ mit den Ländern des Südens angeht, sind nicht nur ernüchternd, sie sind erschreckend. Der Untertitel „Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen“ weist indirekt auf die Verbraucher_innen hin, die sich gerne das selber-denken abnehmen lassen. Die Sehnsucht nach den einfachen Lösungen, sie funktioniert nicht. Das gilt nicht nur in der Politik, sondern auch für verantwortungsbewusste Konsument_innen.
Sina Trinkwalder, FAIRARSCHT, Wie Wirtschaft und Handel die Kunden für dumm verkaufen, Knaur Verlag München 2016, 200 S., 12,99 €.
Hier diskutieren überwiegend Frauen die selber denken:
https://www.youtube.com/watch?v=QdvrxOMBJj4&feature=youtu.be