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Rubrik dichten

Du bist nie zu alt, um glücklich zu sein

Von Ursula Pöppinghaus

Vor einigen Wochen habe ich ein kleines Buch entdeckt und war berührt von den Texten, die von Toyo Shibata, einer Japanerin geschrieben wurden. Angeregt von ihrem Sohn begann sie im Alter von 92 Jahren mit dem Dichten.Das liegt nun schon 10 Jahre zurück.

Nach einem kurzen Blick auf einige Stationen ihres langen Lebens folgen die Gedichte.Mal heiter mal melancholisch bringt sie zur Sprache, was sie erlebt und wie sie dem begegnet, was ihr in ihrem Alter an Lust oder Last widerfährt, wie sie die Beziehung pflegt zu allem, was sie wahrnimmt und sich so ihre Freude am Leben erhält.
Ansteckend und inspirierend vielleicht auch für noch junge Menschen.

Eine kleine Kostprobe:

VERGESSLICHKEIT

toyo

Im Alter
scheint man ständig
alles Mögliche zu vergessen

die Namen der Leute
viele Schriftzeichen
ja und eine Menge Erinnerungen

alles fort – und warum
macht mich das nicht
traurig?

das Glück ist
sich mit dem Vergessen
abzufinden

ich höre die Abendzikade
zirpen

ERSPARNISSE

Die Güte
die mir andere schenken
spare ich im Herzen auf
nehme davon
wenn ich traurig bin
und werde wieder froh

spart euch ruhig
solche Gaben zusammen
der Ertrag ist größer
als jede Rente

Toyo Shibata: Du bist nie zu alt, um glücklich zu sein. Piper Verlag, 14.99€, e-Book 7,49 €

Autorin: Ursula Pöppinghaus
Redakteurin: Ursula Pöppinghaus
Eingestellt am: 09.01.2014
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • Sabrina Bowitz sagt:

    Das klingt sehr interessant, ein guter Tipp! Danke für die Buchbesprechung! Ich finde es immer schön, wenn Menschen sich selbst glücklich machen können mit dem was sie tun und neue Ideen entwickeln wie diese alte Frau, bewundernswert!

  • Ute Plass sagt:

    Ja, sehr weise dieses: “Du bist nie zu alt um glücklich zu sein”.
    Dass Glück nicht allein vom Alter, sehr wohl aber von der Befriedigung existenzieller Grundbedürfnisse abhängig sein dürfte, darauf verweist folgendes Projekt:
    Studentinnen der Goethe-Uni und der Fh Frankfurt arbeiten an einem Projekt des
    Frauenreferats der Stadt Frankfurt am Main und des Gallus Zentrums.

    Im Mai 2014 wird es eine Ausstellung zum Thema geben.

    Dafür werden Statements zum Thema Frauenarmut benötigt.

    Kontakt :

  • Sabrina Bowitz sagt:

    Liebe Ute Plass, das klingt gut! Könnte man bei dem Projekt noch helfen bzw welche Statements werden genau gesucht? Einfach das, was einem gerade einfällt? Ein spannendes Projekt!

  • Cornelia Kleijn-Stangier sagt:

    Danke Ursula,
    für den Hinweis es ist sehr ermutigend und anregend.
    Ich werde das Büchlein gleich bestellen
    Danke

  • Ute Plass sagt:

    Liebe Sabrina,
    ja, finde ich auch, dass es ein spannendes Projekt ist.
    Dazu die o.a. E-Mail kontaktieren für weitere Infos.
    L.G. Ute

  • Sabrina Bowitz sagt:

    Hallo Ute, das hab ich jetzt mal gemacht, ich bin sehr gespannt. Wirklich nochmal danke für den Hinweis!

  • Karina Starosczyk sagt:

    „Die Güte
    die mir andere schenken
    spare ich im Herzen auf..“

    und habe Schwierigkeiten, sie in das reale Leben weiterzuleiten. Mit dem Leiten an sich habe ich eben Schwierigkeiten, weil ich das Geleitet-Werden oft als An-der-Nase-Geführt-Werden erfahre.

    „..spart euch ruhig
    solche Gaben zusammen
    der Ertrag ist größer
    als jede Rente“

    Vollkommene Zustimmung zu diesem Ertrag und dieser Rente – wie zum bedingungslosen Grundeinkommen – damit das Leben auf dieser Erde weiterhin blühen kann. Das Leben mit all den Tiefen und Höhen, von denen diese weise Frau erzählt, kann nicht auf den Bank-Konten gebunkert werden. Und so werden uns die sinn-losen Banken-Rettungs-Aktionen im Sinne des Patriarchats nicht helfen. Wir werden über eine gerechte Aufteilung der Lebens-Ressourcen unter den s.g. Armen und Reichen, die auf der konkret begrenzten Erd-Fläche wohnen, nachdenken müssen. Wer glaubt noch an ein grenzenloses Wachstum?

    Damit ich ein leckeres Steak mit Kartoffelchen und mit leckerem Salat essen kann, muss ich zuerst dafür sogen, dass diese Lebens-Mittel da sind. Einen guten Appetit wünsche ich Euch

  • Ute Plass sagt:

    @Karina Starosczyk – Zustimmung – ich bin auch mit der
    Idee einer repressionsfreien Grundsicherung (Grundeinkommen für alle) unterwegs und will diese auch im o.g. Kunstprojekt mit thematisieren.:-)

  • Angela Melkfeld sagt:

    „Weiterhin schreiben von den Folgen von Flucht und Vertreibung. Was selten beanchtet wird: Die schwersten Folgen haben die nächste und übernächste Generation zu tragen. Das haben wissenschaftliche Untersuchungen belegt.

    Wird es ein gerechtes und soziales Europa geben?“

    Wie kann frau in so einem Europa alt werden?

  • Josef Blum sagt:

    Der Satz “Ich höre die Abendzikade zitpen.” erinnert mich
    an folgendes Erlebnis:
    Ein Freund ein viebeschäftigter Geschäftsmann mit internationalen Beziehungen, näherte sich dem Sterben. Er wurde von der Familie abgeschirmt. Schließlich erhielt ich doch noch die Erlaubnis, ihn in seinem Haus zu besuchen.
    Von unseren Stühlen aus sahen wir in ein Tal hinab. Und dann sagte Toni: “Josef, guck Dir mal diesen Baum da an, wie schön der ist. Da habe ich ihn jetzt 30 Jahre gesehen, ihn aber nie in seiner Schönheit wahrgenommen. Ist der nicht schön?”

  • ehemalige Studentin des Matriarchats sagt:

    „„Weiterhin schreiben von den Folgen von Flucht und Vertreibung. Was selten beanchtet wird: Die schwersten Folgen haben die nächste und übernächste Generation zu tragen. Das haben wissenschaftliche Untersuchungen belegt. Wird es ein gerechtes und soziales Europa geben?“ Wie kann frau in so einem Europa alt werden?“

    Ich habe aus der Literatur u. a. von J. DeMeo und M. Gimbutas erfahren, dass die Aggressionen in uns Menschen in der Tat eng mit Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung zusammenhängen. Und M. Gimbutas hat als Archäologin auch Beweise angeführt, dass Alt-Europa „weibliche“ Züge hat – nicht nur in schicken Klamotten.

  • Sascha sagt:

    Hallo @Josef Blum,
    wirklich ein schöner Beitrag. Ich denke hier in der Diskussion in den Kommentaren geht es um zwei Dinge, die nur bedingt zusammen hängen. Das eine ist Glück und Zufriedenheit und das andere ist eine materielle Mindest-Absicherung. Und ich denke, diese verschiedenen Dinge kann man auch auf verschiedene Art und Weise angehen. Glück und Zufriedenheit kann man nur in und mit sich selbst finden, unabhängig von jeder materiellen Sicherheit – denn sonst gäbe es keine glücklichen Menschen, die keine materielle Absicherung haben. Doch gerade in armen Ländern findet man oft solche Menschen.
    Das andere ist die materielle und soziale Mindest-Absicherung. Dafür sollte im positivsten Fall die Politik sorgen. Grundeinkommen wäre da wahrscheinlich eine gute Maßnahme. Aber auch das wird es nur in den privilegierten Ländern geben.
    Ich glaube hier bei diesem Buch, das diese Diskussion ausgelöst hat, geht es aber um den ersten Weg. Wie kann man selbst glücklich oder zumindest glücklicher werden? Und eine Art glücklicher zu werden ist die Art, in der man die Welt und die Umstände sieht. Siehe die Geschichte von @Josef Blum.

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