Forum für Philosophie und Politik
Von Juliane Brumberg
Wer heute in ein Spielzeuggeschäft geht, in einen Schreibwarenladen oder in eine Buchhandlung, findet dort unweigerlich spezifische Mädchenecken, in denen es glänzt und glitzert, in denen die Kundschaft überschwemmt wird von allerlei rosa Schnick-Schnack. In München gibt es seit Neuestem „für Mädchen, junge Prinzessinnen und solche, die es werden wollen“ ein rosa Kinder-Spa für Kundinnen zwischen fünf und 15 Jahren. Dort dreht sich „alles um Beauty, Wellness und Entspannung.“ Und in Berlin hat jüngst ein rosa Barbie-Dreamhouse aufgemacht.
Das Problem dabei ist nicht die rosa Farbe, die ja durchaus kleidsam sein kann, sondern die Reduzierung auf dieses Rosa, das die Mädchen klein, niedlich und auch sexy macht und sie früh auf ein Rollenbild hin ausrichtet, das längst überwunden geglaubt war. Erschreckend der Blick in Kindergärten oder Kinderzimmer von kleinen Mädchen: Das Geschäft mit den vielen verniedlichenden rosa Merchandising-Artikeln scheint bestens zu laufen – und die Kundschaft nicht geübt im Weiterdenken!
Im Gegenzug sollen kleine Jungens sich für Piraten oder Cowboy interessieren, dunkelblau oder in militärgrün gekleidet sein und spätestens im Fasching mit den entsprechenden Spielzeug-Waffen ausgerüstet werden.
Müssen diese Diskussionen also in jeder Generation wieder neu geführt werden? Ja, müssen sie wohl. Seit einem Jahr wird sie dankenswerter Weise von der Gender-Forscherin Stevie Schmiedel und ihrer Initiative Pinkstinks.de aufgegriffen. Es ist eine Kampagne „gegen Produkte, Werbeinhalte und Marketingstrategien, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen“. Aktuell läuft eine Petition gegen Sexismus in der Außenwerbung. Dabei geht es nicht „prinzipiell gegen nackte Menschen, sondern um die Erotisierung des Frauenbildes in der Werbung“. Diese Art Werbung oder Fernsehsendungen wie Germanys Next Top Model tragen dazu bei, dass das Selbstbewusstsein von Mädchen in den letzten Jahren ganz erheblich gesunken ist, so die pinkstinks-website.
Genug Anlass also, sich gegen die Pinkifizierung der Gesellschaft zu wehren!
So sehr ich diese Initiative gutheißen wollte, so sehr hat mich deren Webauftritt gestört. Dort heißt es: “Mädchen sein kann man auf viele Weisen”. Eigentlich klar. Doch warum mit “man”? Zählt der selbstverständliche Gebrauch einer geschlechtersensiblen Sprache zum Mädchen sein nicht dazu? Solange wir es nicht schaffen, uns nicht mann-zentriert zu verständigen, solange wird uns das patriarchalisierte Frauenbild limitieren.