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Rubrik denken

Der steinige Weg zu Dankbarkeit, Respekt und Freiheit zwischen Töchtern und Müttern

Von Dorothee Markert

 

Fotos: Dorothee Markert

Fotos: Dorothee Markert

In meinem Blitzlicht über Hannah Arendt und ihre Mutter brachte ich Hannah Arendts fehlendes Interesse an der Frauenbewegung damit in Zusammenhang, dass ihre Mutter eine Anhängerin der Frauenbewegung war, und stellte eine Analogie her zu Töchtern und Müttern der Frauenbewegung der 1970er Jahre. Der Text endet mit der Frage, ob es immer so weitergehen muss, dass Töchter dem, was ihre Mütter erkämpft und erarbeitet haben, gleichgültig bis ablehnend gegenüber stehen, was meistens zu Rückschritten an weiblicher Freiheit und zu Wissensverlust führt, so dass neue Frauenbewegungen vieles nochmals neu erarbeiten und erkämpfen müssen.

Leider nicht direkt auf bzw-weiterdenken, sondern nur auf Facebook gab es sehr kritische Kommentare zu meinem Text. Gar nicht einverstanden war eine Frau mit meiner „Anspruchshaltung gegenüber Frauen“: „Müssen sich Frauen für Frauenrechte einsetzen? Müssen Frauen dankbar sein für das, was bisher erreicht wurde? Gibt es solche Erwartungen  gegenüber Männern auch?“ Eine andere gab ihr Recht und meinte, Hannah Arendt sei doch gar nicht so undankbar ihrer Mutter gegenüber gewesen, sie habe sie schließlich sogar in ihrer kleinen Wohnung in New York bei sich aufgenommen, und nein, junge Frauen müssten nicht dankbar sein. Wenn sie es wären, sei das schön, doch sie, obwohl Feministin, erwarte das nicht.

Dass mein Nachdenken über mögliche Gründe für das nicht vorhandene politische Interesse an einem brisanten Gegenwartsthema bei einer Denkerin politischer Philosophie und der Bezug zur Mutter-Tochter-Beziehung eine solche fast reflexartige Abwehr auslöst gegenüber der phantasierten Vorstellung, zur Erfüllung von Dankbarkeitserwartungen genötigt zu werden, zeigt, dass an dieser Stelle Denkarbeit nötig ist. Seit mehr als zwanzig Jahren arbeitet die Philosophinnengemeinschaft Diotima aus Verona unter immer wieder neuen Fragestellungen an diesem Thema. Viele ihrer Gedanken empfand ich als hilfreich, doch der Weg zur Freiheit in der Beziehung zur Mutter bleibt weiterhin steinig und konfliktreich, auch wenn wir inzwischen besser verstehen, wo die Schwierigkeiten liegen.

Noch vor Luisa Muraros Buch Die symbolische Ordnung der Mutter[1] erschien ein Artikel[2] von ihr, der erste, den ich übersetzte. In diesem Text erläutert sie nur eine einzige Aussage: Ein authentisches Selbstbewusstsein, das zu Lust, Freiheit und wirkungsvollem Handeln führe, entstehe nur dann, wenn eine Frau ihrer Mutter dankbar sein könne. Dankbar dafür, so meine Ergänzung, dass sie sie auf die Welt gebracht, sie so versorgt hat, dass sie groß werden konnte, ihr die Sprache beigebracht und ihr damit ermöglicht hat, sich die Dinge, den eigenen Körper und die Welt in ihren vielfältigen Möglichkeiten zu erschließen. Wenn ich diesen Gedanken in meinen Vorträgen vertrat, kam immer die Reaktion mindestens einer Frau, sie könne ihrer Mutter nicht dankbar sein, da die Beziehung zwischen ihnen so schlecht, da sie eine so schlechte Mutter gewesen sei. Hierzu schrieb Luisa Muraro im genannten Artikel, es gehe nicht um die psychologische Beziehung zur Mutter, sondern um die einfache Anerkennung einer Tatsache: Dass ich auf der Welt bin und groß werden konnte, bedeutet, dass die Mutter ihre Aufgabe ausreichend gut[3] erfüllt hat, sonst hätte ich nämlich meine Kindheit nicht überlebt. Dass Luisa Muraro Recht hat mit ihrer These, fand ich immer wieder dort bestätigt, wo Menschen es weit von sich wiesen, ihrer Mutter dankbar sein zu können. Wenn ich meiner Mutter nämlich nicht dankbar sein kann, dass sie mir das Leben geschenkt hat, darf ich kein gelingendes Leben haben, denn ich muss ja beweisen, dass sie mir damit nichts Gutes getan hat. Wenn ich ihr nicht dankbar sein kann, dass sie meinen Körper so gut versorgt hat, dass er einigermaßen gesund aufwachsen konnte, lasse ich vielleicht meine Verachtung für das, was sie damit für mich getan hat, an meinem Körper aus, versorge mich schlecht, schädige mich durch Süchte oder auf andere Weise. Wenn ich beweisen muss, dass die Beziehung der Ungleichheit, in der ich als Kind mit meiner Mutter lebte, etwas durch und durch Schlechtes war, und das Vertrauen, das ich ihr entgegenbrachte, ein Fehler war, den ich nicht wiederholen sollte, kann ich keine Liebe zu der Sprache entwickeln, die ich von ihr gelernt habe, und habe wahrscheinlich große Schwierigkeiten, überhaupt von anderen Menschen zu lernen, vor allem von Frauen.[4]

Bisher nicht übersetzt sind die Texte der Diotima-Philosophinnen, in denen sie sich – ohne die These von der Bedeutung der Dankbarkeit gegenüber der Mutter aufzugeben – mit dem Negativen in der Tochter-Mutter-Beziehung auseinandersetzen, mit der Mutter, die nicht dem Idealbild der guten Mutter entspricht, die menschlich ist, eine Frau in der Zufälligkeit ihres Lebens in Zeit und Raum. Diana Sartori spricht in einem Textabschnitt unter der Überschrift „Perché la mamma è sempre la mamma“ (Warum die Mutter immer die Mutter ist) im Diotima-Buch La magica forza del negativo[5] (Die magische Kraft des Negativen) sogar vom „Schrecklichen“ in dieser Beziehung, und ein späteres Diotima-Buch widmet sich ausschließlich dem „Schatten der Mutter“, der in den Beziehungen unter Frauen seine Spuren hinterlässt.[6] Luisa Muraros Erklärung, dass Dankbarkeit gegenüber der Mutter auch bei einer schlechten „psychologischen“ Mutter-Tochter-Beziehung möglich sei, genügte offensichtlich nicht, um Frauen an der Stelle wirklich weiterzuhelfen.

Foto: Dorothee Markert

“Körper an Körper mit der Mutter”

In ihrem Artikel fand Diana Sartori eine andere Unterscheidung, die mir hilfreich erscheint, um an dem Thema weiterzudenken: Sie unterscheidet die Bindung an die Mutter vom mütterlichen Vermächtnis (italienisch: legame und legato). Während die Bindung an die Mutter lebenslang bestehen bleibt, auch nach ihrem Tod, da wir die Erinnerungsspuren an unsere frühe Beziehung zu ihr immer mit uns herumtragen – im Gedächtnis des Körpers, im sprachlichen Gedächtnis, in den Assoziationen, die sich für uns mit bestimmten Dingen verknüpft haben, in unserer Einstellung zum Lernen – , ist es notwendig, damit wir ein Leben entsprechend unseres eigenen Begehrens führen können, Freiheit gegenüber dem mütterlichen Vermächtnis zu gewinnen, gegenüber dem, was sie uns an Zeit- und Raumgebundenem und mit ihrem Begehren Verbundenen mitgegeben hat. Das „Schreckliche“ ist, so Diana Sartori, dass Bindung und Vermächtnis in einer oft unentwirrbar erscheinenden Mischung wirksam sind, so dass es leichter erscheint, uns entweder ganz von der Mutter loszusagen oder unser Eigenes aufzugeben und ihrem Vermächtnis zu folgen. Doch diese Wege führen beide nicht zu weiblicher Freiheit und zu einem guten Leben. Eine Person, die bestimmte Dinge, Lebensbereiche oder Thematiken abwerten oder ignorieren muss, weil sie der Mutter wichtig waren, ist nicht weniger unfrei als eine, die alles so machen muss, wie es die Mutter gemacht oder gesagt hat. Die Heftigkeit, mit der viele 50-er/60-er-Jahre-Töchter den Gedanken zurückweisen, dass Hausarbeit für ein gutes Leben wichtig ist und – freiwillig gewählt – Freude machen kann, hat vermutlich damit zu tun, dass diese für ihre Mütter ein sehr wichtiger Lebensinhalt war. Ebenso könnte die Ausschließlichkeit, mit der manche für den Ausbau der öffentlichen Kleinkindbetreuung plädieren und das Betreuungsgeld für Mütter bekämpfen, als könne man den Frauen nicht die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten lassen, ebenfalls mit der ersten der beiden genannten Unfreiheiten zu tun haben.

Eine große Hilfe bei der Befreiung von den uns nicht entsprechenden Teilen des mütterlichen Vermächtnisses ist unsere Fähigkeit, Bindungen zu anderen Frauen einzugehen, deren Begehren in eine ähnliche Richtung geht wie unser eigenes, italienische Philosophinnen nannten diese Art der Bindung und gegenseitiger Unterstützung “affidamento“. Wir müssen dann nicht in erster Linie gegen das kämpfen, was uns die Mutter mitgegeben hat, sondern unterstützen uns einfach gegenseitig darin, unserem „Eigenen“ treu zu bleiben und Wege zu finden, wie es sich verwirklichen lässt. Dabei lösen wir uns zwangsläufig von manchem, was sich nicht mit unserem Begehren vereinbaren lässt. Eine weitere Möglichkeit ist es, nachdem wir als Erwachsene die Mutter – mit Dankbarkeit – aus ihrer Rolle entlassen haben, sie neu als die kennenzulernen, die sie heute ist – falls sie noch lebt. Denn auch sie hat sich ja wahrscheinlich verändert seit der Zeit unserer Kindheit und ist vielleicht sogar zu weiteren Veränderungen fähig, wenn wir uns offen mit ihr auseinandersetzen, von der Grundhaltung her zwar wohlwollend, aber ohne sie schonen zu wollen und uns vor Konflikten zu drücken.

Bei einem meiner Treffen zum gemeinsamen Denken mit anderen Frauen hielten alle Frauen in der Runde spürbar den Atem an, als eine berichtete, sie habe die Beziehung zu ihrer Mutter beendet. Vor dem Hintergrund all dessen, was wir seit Jahren über die notwendige Dankbarkeit gegenüber der Mutter „predigen“, musste uns eine solche Entscheidung im ersten Moment als Ungeheuerlichkeit erscheinen. Als wir uns schließlich sehr behutsam dem Thema näherten und offen über die Schwierigkeiten in den Beziehungen zu unseren Müttern sprachen, wurde deutlich, dass mehrere Frauen die Beziehung zu ihrer Mutter schon abgebrochen, sich dann aber doch wieder angenähert hatten, worüber sie erleichtert waren. Hier fiel auch die Aussage: „Zu jedem anderen Menschen hätte ich die Beziehung schon längst endgültig abgebrochen, wenn sie oder er so respektlos mit mir umgegangen wäre wie meine Mutter, doch weil es halt meine Mutter ist, konnte ich die Trennung nicht durchhalten.“ Zwei Dinge kamen in diesen Erzählungen häufig vor: Der fehlende Respekt der Mütter gegenüber ihren Töchtern und deren eigenen Entscheidungen, also die Weigerung, sie als Erwachsene zu sehen und entsprechend zu behandeln, sowie die Erwartung, dass die Tochter aus lauter Dankbarkeit lebenslang für eine gute Beziehung zur Mutter bzw. zu den Eltern zu sorgen habe, ohne dass die Mutter (die Eltern) irgendetwas dafür tun müssten.

Es gibt eine strukturelle Neigung zur Respektlosigkeit von Müttern gegenüber ihren Töchtern, im Gegensatz zu den Söhnen: Weil Töchter dasselbe Geschlecht haben wie die Mutter, fällt es Müttern hier schwerer, Differenz wahrzunehmen und zu akzeptieren. Es liegt näher, die Tochter als Fortsetzung von sich selbst zu sehen und ihr den eigenen Lebensweg aufzwingen oder die nicht gelebten eigenen Träume zur Verwirklichung ans Herz legen zu wollen. Im Diotima-Buch „Der Schatten der Mutter“ schreibt die Psychoanalytikerin Faccincani darüber, dass manche Mütter zudem noch die (unbewusste) Erwartung an ihre Töchter haben, von ihnen etwas zu bekommen, was sie sich wiederum von ihren Müttern gewünscht hätten. Und auch Geschichten von (uneingestandenem) Neid und von Missgunst von Müttern ihren Töchtern gegenüber habe ich schon gehört und gelesen. Meine Mutter plädierte 1960 dafür, mich nicht aufs Gymnasium, sondern nach der Volksschule auf eine Haushaltsschule zu schicken, da sie fand, dass das für ein Mädchen der bessere Weg sei. Zum Glück sahen mein Vater und mein Grundschullehrer das anders. Oft fühlen sich jedoch Väter für die Erziehung von Töchtern nicht zuständig, wenn es darum gehen würde, deren eigenen Weg gegen die Vorgaben der Mutter zu verteidigen, weshalb viele Frauen sich über fehlendes Interesse ihrer Väter an ihrer Person beklagen.

Die Differenz des Sohnes wird von der Mutter von Anfang an viel stärker wahrgenommen und respektiert. Söhne müssen, oft zu ihrem eigenen Bedauern, früh erfahren, dass ihr Weg ein anderer sein muss als der der Mutter. Sie werden durch Väter und die Männerwelt darin unterstützt oder auch genötigt, sich in ihren Entscheidungen immer weniger an der Mutter zu orientieren.

Bei unserem Treffen vermuteten wir, dass die Neigung zu Respektlosigkeit und hohen Dankbarkeitserwartungen bei Müttern der 50-er und 60-er Jahre besonders groß ist, da die Mütter dieser Zeit Frauenleben führten, die weit hinter das zurückfielen, wofür frühere Frauenbewegungen schon gekämpft hatten. Die Kinder sind hier oft einziger Lebensinhalt, von dem sie sich auch dann noch „nähren“ wollen, wenn die Kinder erwachsen sind, während manche in ihren oft symbiotischen Ehebeziehungen ein – aus meiner Sicht! – ansonsten eher langweiliges Leben führen. Doch auch Beispiele von nicht erwachsenem Verhalten der Töchter haben wir uns erzählt: von Töchtern, die panikartig ihre Wohnung putzen und aufräumen, wenn die Mutter ihren Besuch ankündigt, von Töchtern, die auch als Erwachsene noch vieles vor den Eltern verbergen, beispielsweise dass sie rauchen oder aus der Kirche ausgetreten sind.

Die hohen Erwartungen, von den Kindern etwas zu bekommen, vor allem Zeit und Aufmerksamkeit, manchmal aber auch Materielles, eine Art Kompensation für die Opfer, die die Eltern für die Kinder gebracht haben – und sie bringen ja wirklich Opfer, wenn sie Kinder aufziehen, auch heute noch, und die Mütter immer noch wesentlich mehr als die Väter – diese hohen Erwartungen haben auch einen gesellschaftlichen Hintergrund: die fehlende gesellschaftliche Anerkennung und Unterstützung bei dieser Aufgabe. Immer noch wird diese grundlegend wichtige Arbeit in Wirtschaftstheorien ignoriert, immer noch wird sie in Überlegungen zu work-life-balance mit der Freizeit zusammen unter „Leben“ subsumiert und nicht als Arbeit gewertet, immer noch wird sie vergessen, beispielsweise bei den Diskussionen über ein bedingungsloses Grundeinkommen. Und weiterhin wird sie zu wenig honoriert, finanziell und bei der Rente. Das müssen wir ändern. Es ist jedoch nicht unsere Aufgabe, diese fehlende Anerkennung dadurch zu kompensieren, dass wir ein Leben lang meinen, Erwartungen erfüllen zu müssen, und viel Energie verschwenden im Widerstand gegen diese Erwartungen und in Schuldgefühlen, weil wir sie nicht oder nur ungern erfüllen.

Bei unserer Gesprächsrunde war unser Fazit, dass wir als Erwachsene „die Nabelschnur nochmals selbst durchschneiden“, Respekt einfordern und unsere Ansprüche an eine gute Beziehung auch den Müttern bzw. den Eltern gegenüber durchsetzen müssen. Eine aus unserem Kreis, bei der ich immer schon staune, wie selbstverständlich sie ihre Eltern in ihr Leben einbezieht, sie fährt sogar regelmäßig mit ihnen in den Urlaub, vertritt ihnen gegenüber sehr klar, dass Eltern eine gute Beziehung zu ihren Kindern nicht lebenslang geschenkt bekommen, dass diese in Gegenseitigkeit erarbeitet werden muss, wie das unter Erwachsenen üblich ist. Sie berichtete allerdings, dass sie schon während der Pubertät heftige Kämpfe mit ihren Eltern ausgetragen hat, so dass es dann als Erwachsene leichter war, einander auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt zu begegnen. Sie findet es sehr schade, wie viel Schönes anderen Eltern und ihren Kindern entgeht, wenn sie sich der dafür notwendigen Veränderungsarbeit nicht stellen.

Bei unserem Gespräch fiel uns auf, dass wir nicht viel darüber wissen, ob Töchter von Müttern der 70-er Jahre und später – also nach der Frauenbewegung – auch Probleme mit fehlendem Respekt und Erwartungsdruck haben. Vielleicht erfahren wir ja etwas darüber aus den Kommentaren zu diesem Text.


[1] Luisa Muraro, Die symbolische Ordnung der Mutter, Neuauflage, Rüsselsheim 2005

[2] Dieser Artikel ist abgedruckt in: Dorothee Markert, Wachsen am MEHR anderer Frauen, Neuauflage Rüsselsheim 2009, S. 92-100. Das Buch enthält zudem mehrere frühere Texte von mir zum hier besprochenen Thema, zu Dankbarkeit, Beziehungen unter Frauen, Abgrenzung und Konflikt.

[3] Der Begriff der „ausreichend guten Mutter“ stammt von dem englischen Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald Winnicott.

[4] Über die weiblichen Wurzeln der Autorität, bezogen auf die Beziehung zur Mutter, schrieben die Diotima-Frauen in: Diotima, Jenseits der Gleichheit, Königstein/Taunus 1999

[5] Diotima, la magica forza del negativo, Napoli 2005, S. 24-29

[6] Diotima, l’ombra della madre, Napoli 2007

Autorin: Dorothee Markert
Redakteurin: Dorothee Markert
Eingestellt am: 27.05.2013
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Kommentare zu diesem Beitrag

  • ameli becht sagt:

    Nein, ich mochte meine Mutter nicht, ich habe nie mit ihr gestritten, habe nie eine Auseinandersetzung riskiert, denn sie hatte Multiple Sklerose und mein Vater hat verlangt, dass ich sie nie, niemals aufrege, weil sie sonst einen Schub bekommt und stirbt. Und ich habe mich daran gehalten, habe weder mit meiner Mutter noch mit meinem Vater gestritten, weil sie das nicht hätte ertragen können. Erst nach dem Tod meiner Mutter habe ich mit meinem Vater gebrochen vor 13 Jahren.
    Meine Töchter sind Anfang zwanzig und ich wollte ihnen immer mehr Freiheit lassen, ihr eigenes Leben, ihre Vorlieben, ihre Persönlichkeit auszuleben. Was dazu geführt hat, das sie nie richtig “funktiniert” haben in den Augen meiner Eltern. Und ich als Mutter ebenfalls nicht “funktioniert” habe.
    Ich finde, sie machen es gut, ganz anders als ich erwartet hätte, und sie haben es sich nicht leicht gemacht, sie gehen durch andere Probleme hindurch. Wer weiss, wohin es sie führt.
    Meine Mutter mochte ich nicht, ich fand ihren Geruch unangenehm (sie hat sicher objektiv nie schlecht gerochen, sie war eine gepflegte Person) sie war eine Belastung für mich, ich habe immer geschaut, dass ich es ihr recht mache, ich habe es ihr nie recht gemacht, sie hatte immer etwas zu kritisieren, besonders als ich Mutter geworden war. Ihr kritischer Blick lag immer auf mir. Aber sie wohnte weit weg, so das ich gemacht habe, was ich wollte, allerdings immer unter Missbilligung. Ich habe das als sehr anstrengend empfunden. Und ich habe es mir mit ihrer schweren Kindheit und Jugend erklärt, Mutterlos aufgewachsen zu sein im Krieg.
    Trotzdem konnte ich ihr am Ende, erst am Ende ihres Lebens, sehr dankbar sein, dankbar werden, für das was sie mir als Mutter war. Ich konnte es aber erst, als sie diesen Schritt auf mich zugegangen ist. Kurz bevor sie gestorben ist, hat sie mich angerufen und hat mich, ohne dass ich ihr je etwas vorgeworfen hätte, um Entschuldigung gebeten dafür, dass sie mich als Mutter so sehr kritisiert hat. Sie sagte, dass ich meine Aufgabe sehr gut gemacht habe und dass sie sich auch gewünscht hätte, auf diese Art und Weise mütterlich zu sein.
    Es hat eine Weile gedauert, bis ich gespürt habe, was sie mir für ein Geschenk mit diesen Worten gemacht hat und dass ich nun völlig versöhnt mit ihr bin und zufrieden mit dem, was sie als Mutter für mich leisten konnte.
    Ohne diesen Schritt von ihr hätte ich wohl kein Verständnis und keine Dankbarkeit empfinden können, da die Anstrengung, gegen ihr Wohlwollen zu bestehen, zu kräftezehrend war.
    Und mit dem Verständnis und dieser Dankbarkeit für meine Mutter trete ich auch anderen Frauen gegenüber. Meine Bindungen zu Freundinnen sind seither wirklich tragend und wichtig.

  • Fidi Bogdahn sagt:

    Ich glaube von mir sagen zu können, dass für mich “die Möglichkeit, nachdem ich als Erwachsene meine Mutter -mit Dankbarkeit- aus ihrer Rolle entlassen hatte, sie immer neu kennen zu lernen”, auch noch -über ihren Tod hinaus, besteht. Einfacher gesagt: sie lebt in mir!

  • Danke für diesen differenzierten und ermutigenden Text.
    Ich bin 1965 geboren, gehöre also zu den “Älteren”. Dennoch: Die Beziehung zu meiner Mutter, die Spannungen kannte (Ich erkenne mich durchaus in der Beschreibung einer wieder, die die Wohnung putzt, bevor die Mutter zu Besuch kommt) ist heute sehr entspannt und zugleich immer wieder bereichernd. Auch ich lerne die meine immer wieder neu kennen. Wir können uns jetzt gegenseitig als Andere wahrnehmen und anerkennen und unterstützen. Und ich bin unendlich dankbar, dass wir auch diese Zeit zusammen erleben können. Wir haben kein Vorbild dafür, denn meine Mutter hat die ihre im Alter von 5 Jahren verloren. Und ich habe – leider – keine Tochter.

  • Juliane Brumberg sagt:

    Verlernprogramm der Liebe zur Mutter
    Das Mutterthema ist immer spannend und immer wichtig, danke, Dorothee, für diesen Artikel. Ich finde es wichtig, dass Du noch einmal den Unterschied zwischen der „symbolischen Ordnung der Mutter“ und der psychologischen Beziehung zur Mutter deutlich gemacht hast. Dazu möchte ich noch ergänzen, dass es ja die symbolische Unordnung des patriarchalen Systems ist, die die psychologische Beziehung zwischen Tochter und Mutter so kompliziert macht. An anderer Stelle hat Luisa Muraro geschrieben, „Unsere Kultur ist nicht dafür geschaffen, dass eine Frau diese Liebe [zur Mutter] lernt: Es gibt weder Kunst noch Religion noch Philosophie der weiblichen Liebe zur Mutter“. (Luisa Muraro, Orientierung an der Dankbarkeit, in: Diotima und andere, Die Welt zur Welt bringen, Politik, Geschlechterdifferenz und die Arbeit am Symbolischen, Königstein 1999, S. 51.) Und weiter: „Diese Kultur pflegt ausschließlich die männliche Liebe zur Mutter, und zwar in einem solchen Ausmaß, dass die mütterliche Vorliebe für das männliche Kind verständlich wird.“ Die dadurch verursachte Unordnung ist es doch, die die Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern über Generationen hinweg vergiftet hat.
    Meine Beobachtung ist die, dass es in den heutigen Mutter-Tochter-Beziehungen anders ist. Ich beobachte große Vorsicht und Zurückhaltung bei vielen Müttern (und Vätern), nicht zu sehr in die Privatsphäre ihrer Kinder einzudringen. Ich beobachte erzählfreudigere Töchter als Söhne und ich beobachte Töchter und Söhne, die sehr um ihre Eltern besorgt sind und sich kümmern, wenn dies bei zunehmenden Alter nötig wird.

  • Dass Frauen keine Anerkennung dafür bekommen, dass sie Kinder gebären und aufziehen ist das eigentliche Problem. Das Problem unserer patriarchalischen Gesellschaft und dem ausgeprägten Individualismus und Schönheitswahn, der dazu führt, dass sich Frauen immer rechtfertigen müssen und ihre Leistung negieren. Wenn sie Kinder bekommen ebenso wenn sie keine bekommen.
    Die Kunst der Mutter besteht darin, ihr Kind bedingungslos zu lieben und zugleich nicht zu erwarten, dass das Kind so wird wie sie selbst oder ihre Ideen und Gedanken folgt. Dann kann sich das Kind frei entfalten und hat keinen Grund, seine Mutter nicht zu lieben.

  • Monika von der Meden sagt:

    Warum muss ich immer wieder auch in guten Artikeln wie diesem das Wort “patriarchalisch” lesen, obwohl es PATRIARCHAL heisst???
    Monika

  • Henne sagt:

    Hallo,

    ich melde mich als eine Tochter der 80er Jahre. Und ich (persönlich) kann den Trend bestätigen. Viele der geschilderten Probleme kommen mir bekannt vor.

    Dankbarkeit kann auch ich keine empfinden, dafür war die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter zu destruktiv. Ob es etwas mit unser beider Geburtsjahren zu tun hat kann ich nicht beurteilen, ich habe ja naturgegebenermaßen keinen Vergleich.

    Vielleicht ist es eine Lösung diese Dankbarkeit, die ja, und da kann ich zustimmen, für ein erfülltes Leben wichtig ist, zu entpersonalisieren. Ich bin dankbar für das Leben, das ich führe und für meinen Körper, aber ich danke nicht der Verursacherin, ich danke dem Leben als solches. Wenn dieses Leben dann archetypisch als mütterliche Kraft in Erscheinung tritt, ist ja Alles gut. Wenn nicht, auch.

    Bei näherer Betrachtung empfinde ich auch Dankbarkeit als nicht passend. Ich muss nicht dankbar sein dafür, dass ich sein darf. Ich bin bereits und ich freue mich darüber. Das reicht aus.

    Und ich frage mich, wo die Väter sind. Auch wenn sie sowohl mental als auch physisch wenig anwesend waren (und sind). Konsequenterweise müsste die gleiche Dankbarkeit gegenüber ihnen gefodert werden. Dafür, dass ihr Samen *gut genug* war. Dafür, dass sie ihren Teil beigetragen haben, mag er auch noch so indirekt gewesen sein.

  • Antje Schrupp sagt:

    Danke, Dorothee, für diesen Artikel! Bei den abweisenden Haltungen gegen die Idee, für das geschenkte Leben dankbar zu sein, spielt sicher auch generell ein Abwehrreflex gegen die moralische Einforderung der Dankbarkeit in der 1950er Mentalität eine Rolle – aber das Gegenteil ist halt genauso falsch :)

    Ein anderes Problem ist, wie auch im vorigen Kommentar von @Henne deutlich wird, die Vermischung von biologischer und sozialer Rolle in der Figur der Mutter. Während der Vater (außer, er will es anders) NUR eine biologische Rolle hat (er kann nach dem Geschlechtsverkehr verschwinden und das hat keine direkten Auswirkungen auf die Überlebenschancen des Kindes), ist die Mutter als Gebärerin immer auch in einer sozialen Rolle, denn sie muss mindestens das Kind nach der Geburt in andere verantwortliche Hände übergeben (sie darf es beispielsweise nicht allein im Wald gebären und dort liegen und sterben lassen). Auch die Geburt allein schon ist eine soziale Entscheidung, ein Kind wird nur ausgetragen, wenn die Schwangerschaft nicht abgebrochen wird, und die Mutter ist die einzige, die diese Entscheidung wirksam treffen kann.

    Ich überlege, ob es sinnvoll ist, zu unterscheiden zwischen “Mutter” und “Mama”, denn mir ist aufgefallen, dass Diana Sartori in der von dir zitierten Stelle den stark sozial aufgeladenen Begriff “Mamma” benutzt und nicht den eher neutralen Begriff “Madre”. Und es ist tatsächlich der “Mama-Aspekt”, der die Dankbarkeit erforderlich macht.

    Und nochmal, weil es auch hier in den Kommentaren teilweise falsch aufgefasst wurde: Dankbarkeit nicht im moralischen Sinn von “dankbar sein müssen”, sondern im befreienden Sinn von “wer dankbar ist/sein kann, lebt besser, und das Dankbarseinkönnen hängt nicht davon ab, dass meine Mutter besonders toll war”.

  • Henne sagt:

    Hallo Antje,

    dass meine Sichtweise nicht deiner entspricht muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ich etwas falsch verstanden habe :-).
    Viele Grüße

  • …sehr gern verfolge ich auf der Seite Weiterdenken die vielen interessanten Beiträge und der Text von Dorothee Markert gefällt mir besonders gut. Der Blick auf Großmütter – Mütter – Töchter ist seit vielen Jahren ohnehin mein “Forschungsthema”, auch aus naheliegenden persönlichen Grünen als mehrfache Mutter und Großmutter.
    Die Sache mit der Dankbarkeit sehe ich auch als einen bedeutsamen Baustein im Zusammenhang mit Mutter-Tochter-Bindungen, aber nicht per se und schon gar nicht als Einbahnstraße von Jung nach Alt. Zu dem gegenseitigen Respekt den sich Mütter und Kinder entgegenbringen (sollten), gehört auch imho eine Dankbarkeit für das Dasein, auch im Sinne einer gegenseitigen Verantwortung und Fürsorge. Ohne diese, auf einander bezogene, dankbare Wertschätzung ist ein gedeihliches Zusammenleben eigentlich kaum vorstellbar.
    Wenn es manche nicht so ist oder war, kann meiner Erfahrung nach (auch über den Tod hinaus) jederzeit noch eine Änderung eingeleitet werden. Es ist die eigene Haltung, die ich hier zu Menschen und Bedingungen einnehme, auch einer Mutter gegenüber, die aus meiner Sicht gefehlt hat oder eben auch nur ein Kind ihrer Zeit war.
    Ein Punkt scheint mir immer wieder bei der Behandlung des Themas Mutter-Tochter-Beziehung zu wenig beachtet. Es ist der unglückselige kollektive Umstand, dass Töchter (inzwischen seit Generationen) in einem mütterlichen Mangelzustand aufwuchsen, der unserer bestehenden (patriarchalen) Sozialkultur geschuldet ist. Nicht die einzelne Person, die unsere Mutter ist und auf die sich daher alles Begehren und jeder Konflikt im Alltagsleben einer jungen Tochter konzentriert, ist die Verursacherin dieses Mangels, sondern das typische Fehlen anderer (zugehöriger / konsanguiner) Mütter im häuslichen Umfeld eines Kind. Welches Kind wächst heute noch selbstverständlich mit Großmutter, Tanten, deren Kindern oder Mutterbrüdern auf? Der Müttermangel hat uns alle mehr oder weniger geschädigt. Die einzelne Frau und Mutter wurde und wird so in unzulässiger Weise überfordert, daran ändert auch ein Mann an ihrer Seite nicht wirklich etwas.
    Fremdbetreuung ist heute gut und schön und derzeit oft der einzige Weg für so manche Mutter ihren Alltag bewältigen zu können, aber welche Frau fordert denn (und schon gar nicht lautstark) die Kompetenz der natürlichen Müttergemeinschaft ein? Und sei es nur symbolisch. Es wäre ein Anfang. Damit dürfen wir ruhig auch unsere Mütter konfrontieren, gerade, wenn das Verhältnis „schwierig“ ist. Wer weiß, was sich daraus entwickelt. Aber natürlich sollten wir berücksichtigen, für ein Kind ist nur Symbolik immer noch eindeutig ein Mangelkonzept.
    Wieviele (junge) Mütter sind darin gefangen sich nur aus ihrer Tochtersicht zu definieren und somit bestrebt, die noch immer (über)mächtig erscheinende Mutter auf Abstand zu halten? Dabei wird übersehen, dass sie selbst schon in den Mutterstatus eingetreten sind und nun von ihren Müttern die einst natürlichen Großmutteraufgaben fordern könnten? Gemeinsam zum Wohle der nächsten Generation. Eine echte Herausforderung, wenn immer noch mit der eigenen Kindchenposition gehadert wird. Leider haben unsere Mütter auch die harte Schule der Patriarchose durchlaufen und wollen oft nicht einmal unser Mitgefühl. Für die Tochter ist es meines Erachtens schon tragisch, wenn die Frau, die sie geboren hat, schon immer mehr die Ehegefährtin des Vaters, als ihre Mutter gewesen ist.
    Wir sind mit unseren Müttern und Ahninnen in einer schicksalhaften, aber auch wunderbaren Bindung verknüpft. Wenn die Person, die unsere Mutter ist, uns zu mangelhaft erscheint, warum fühlen wir uns dann nicht mit all den Vorgängerinnen dankbar verbunden? Als Tochter sind wir schon im Körper der Großmutter angelegt und somit in den Kreis der Ahninnen längst integriert… falls sie das noch nicht weiß, kann frau diesen Umstand ja ihrer eigenen Mutter mitteilen… ;-)

  • Antje Schrupp sagt:

    @Henne – Nein, das wollte ich auch nicht behaupten :)

  • @Monika, ja, es muss patriarchal heissen. Wurde bei meinem Kommentar automatisch (falsch) eingefügt und ich hab da nicht drauf geachtet. Danke für den Hinweis.

  • Dorothee Markert sagt:

    @Henne: Fordern kann man Dankbarkeit sowieso nicht, denn Fordern ist nur im Rahmen des Tauschs sinnvoll, nicht dort, wo wir etwas geschenkt bekommen haben. Über die Dankbarkeit gegenüber dem Vater hab ich hier nicht geschrieben, da Beziehungen zwischen Töchtern und Müttern und die Schwierigkeiten darin das Thema waren. Ich denke aber, dass es viel leichter ist, dem Vater dankbar zu sein, zumindest mir geht es so. Es sind sehr klare, konkrete Sachen, für die ich meinem Vater dankbar bin, z.B. dass er mir die Freude am Singen, an der Natur und an Sprachen vermittelt hat. Wenn wir aber dem Vater nicht dankbar sein können, wirkt es sich wahrscheinlich nicht so schwerwiegend auf unser ganzes In-der-Welt-Sein und auf unser Selbstwertgefühl aus, das zumindest ist die These, die ich hier vertreten habe.

  • Dorothee Markert sagt:

    Danke für die teilweise sehr persönlichen und berührenden Kommentare zu meinem Artikel. Sehr bereichernd insgesamt!

  • Ute Plass sagt:

    Der von patriarchalen Herrschafts- Verhältnissen geprägte Mutter-Mythos von Überhöhung bis Geringschätzung (Frau als Heilige und Hure) verliert in unseren Breitengraden zwar immer mehr an Boden, vollends verschwunden ist er aber noch nicht. Mich wundert es nicht, wenn Frauen der 50/60er Jahre “die Schuld” für nicht geglücktes Leben vor allem bei der Mutter suchten, auch deshalb weil die vorherrschenden therapeutischen Sichtweisen dem Vorschub leisteten, (in d. Hoch-Zeit von Selbsterfahrungs-Psychogruppen).
    Ich erinnere noch sehr gut, wie mir in einer Fortbildung/Selbsterfahrungsgruppe auffiel, dass die Probleme, die Frauen in der Gruppe thematisierten, unweigerlich zur Mutter führten
    (oder hingeführt wurden). Völlig ausgeblendet war die sozio-psycho-kulturelle gesellschaftliche Situation der Mütter, denen von ‘psychogläubigen’ Töchtern ein Schuld-Etikett
    angeheftet wurde. Ich denke, dass es feministischen Forschungsarbeiten zu verdanken ist, dass dieser Schuld- Vorwurfs-Kreislauf als stabilisierendes Moment von patriarchaler
    Herrschaft erkannt wurde und viele Frauen heute Mutter-Tochter-Beziehungen wesentlich differenzierter und umfassender reflektieren. Aus solchen Erkenntnis-Prozessen kann sich auch eine Haltung der Dankbarkeit Müttern gegenüber, mit entwickeln.

  • Edith Marmon sagt:

    Aus meiner Erfahrung von vielen psychotherapeutischen Gesprächen mit 30- bis 40jährigen Frauen erlebe ich das Mutter-Tochter-Verhältnis oft unbelastet. Mütter werden von jüngeren Frauen häufig als alltagsunterstützende Partnerin angesehen, die für die Entwicklung eigener beruflicher Lebenskonzepte geradezu unverzichtbar sind. Dementsprechend erlebe ich junge Frauen auch als relativ frei im Umgang mit ihren Müttern und deren Lebenskonzepten, da sie sich im eigenen Lebens- und Berufskonzept respektiert und bejaht fühlen.

  • Monika sagt:

    Der Artikel hat mich sehr interessiert und auch angetan – mit meiner Mutter hatte ich teilweise eine sogenannte schlechte Beziehung, aber ich wusste immer, dass sie mich liebte und hinter mir stand im Notfall. Heute bin ich ihr sehr dankbar, dass sie mich durch meine Opposition zu allem stark gemacht hat. So führe ich eigentlich ein sehr glückliches Leben und immer noch mit meinen 80 Jahren und rede auch oft in Gedanken mit IHR!

    Ich kann meiner Mutter eigentlich alles vergeben, was sie meiner Meinung nach falsch machte, aber ich als Mutter meiner Tochter, was habe ich nicht alles falsch gemacht, obwohl ich es wirklich anders und richtig machen wollte?
    Ich glaube, es hilft nur, über mich selbst zu lachen und mich als Mutter und auch die eigene Mutter und vielleicht auch Grossmutter nicht so fürchterlich ernst zu nehmen.

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