Forum für Philosophie und Politik
Von Inga Wocker
Frauenquote – für mich ist dieses Schlagwort mit Zwang, nackten Zahlen, stumpfsinniger Gesetzmäßigkeit verbunden, bei der das einzelne Individuum mit den eigenen Fähigkeiten und Talenten nichts mehr zählt und reduziert wird auf das Geschlecht.
Ihr wollt in die Chefetagen, bitte, wir führen sogar eine Quote ein, kein Problem. Aber dann bitte kein Gejammer wegen der Kinder oder weil ihr keine Zeit mehr habt für irgendetwas anderes, oder weil ihr es euch anders vorgestellt habt, das ist vorbei, ihr habt euren Chefsessel.
In Kriegen – damals wie heute – klingt das ähnlich. Die Männer müssen losziehen und Leute totschießen, die Arbeit in den Fabriken muss weitergehen, also ist es plötzlich “patriotische Pflicht” für die Frauen, nicht mehr auf treu sorgende Ehefrau und Mutter zu machen, sondern in der Produktion ihren Mann zu stehen. Klar dass sie anschließend wieder zurück hinter den Herd müssen, was soll man denn sonst mit den Männern machen…
Gibt es keine sinnvolleren Alternativen? Sollen wir tatsächlich genauso beschränkt und machthungrig werden, wie wir das so oft in den höheren Unternehmensetagen unter Männern sehen? Was ist denn anders, wenn eine Frau endlich ganz oben angekommen ist? Von dem “anderen”, das sie möglicherweise zu bieten gehabt hätte, ist längst nichts mehr übrig, zu sehr muss sie sich verbiegen und alles abschleifen, was auf dem Weg nach oben hinderlich ist. Oft hat sie ihre Familie dafür geopfert oder erst gar keine gegründet. Ich frage mich, ob es tatsächlich das ist, was wir mit soviel Aufwand und Energie “erkämpfen” sollen?
Ich will nicht aufgrund irgendeiner Quote Unternehmensleiterin werden, hingeschubst von Männern, die die Stelle vielleicht selbst gerne gehabt hätten, die jeden meiner Schritte mit Argusaugen bewachen und bei jedem noch so kleinen Fehler freudig aufjauchzen “typisch, Frau eben”. Und für diese “Gnade” soll ich mich natürlich entsprechend wohlverhalten, keinen Ärger mit irgendwelchen Kindern oder pflegebedürftigen Eltern, keine Krankheitsausfälle und jederzeit rund um die Uhr absolut untadeliges Auftreten. Meine Fähigkeiten? Fehlanzeige, ein formales Kriterium ist an die Stelle von Anerkennung und objektiver Leistungsbewertung getreten.
Ich glaube, unabhängig und selbstbestimmt kann man nur außerhalb dieser Strukturen sein, auch wenn das Risiko entsprechend größer ist: sich selbständig machen, als Freiberuflerin arbeiten oder im künstlerischen Bereich tätig sein. Eine weitere Möglichkeit wären reine Frauenunternehmen, wo Alternativen zum traditionellen “Hauen und Stechen” erarbeitet und gelebt werden. Dann könnten Frauen ihre Fähigkeiten entdecken und einsetzen, ohne ständig beobachtet zu werden und unter Erfolgsdruck zu stehen.
Sehr komplex.
Die Idee einer Quote ist mittragenswert – und zwar schlicht deshalb, weil weibliche Realitäten (andere Körper) in der Arbeitswelt nicht in adäquatem Maße integriert sind.
Besser wird die Arbeitswelt dadurch nicht; Frauen sind keine besseren Menschen.
So oder so:
Der Wille zur Macht verhindert das freie, prämissenskeptische Denken.
Und promovierte „Philosophen“ verzichten auf die kritische Denkfähigkeit ihrer Zunft, wenn sie bei McKinsey & Co Karriere machen dürfen …
Quoten-Chefsessel
Liebe Lüüt,
Was soll ich auf einem Quoten-Chefsessel?
Das ist doch so, wie Sie es beschreiben, gar nicht interessant!
Sind wir denn bald nicht mehr fähig,
die Vielfalt des Lebens zu entdecken,
oder/und zu leben? Wenn etwas nicht geht, weniger gut geht,so
können wir doch improvisierend wirksam sein und eine Sache verlagern, umlagern und Freude daran haben?! Vielleicht noch nach einer anderen, bestmöglichen Lösung suchen!Oder auf eine Kombination von verschiedenen Anforderungen reagieren,wo Frust dann mehr zur Lust wird, mehr als man/Frau gedacht und gemeint hat.Das ist auch eine Leistung, nicht wahr?
Wenn der Spielraum zu eng wird, so überlassen wir doch lieber dasjenige, was wir nicht wollen, anderen. Angepasstes Verhalten ist auch ein Problem auf diesen Chefetagen.Ein Schiff geht nicht unter, wenn die verschiedenen Fähigkeiten
eingesetzt werden.Und so gibt es am wenigsten Nebenwirkungen.