Forum für Philosophie und Politik
Von Juliane Brumberg
Eine hervorragend besetzte Liste von Referentinnen lockte an einem Wochenende im Mai um die 450 Frauen in das Kongresszentrum Karlsruhe und diesen wurden unter dem Motto “Die Ordnung der Mutter – Wege aus dem Patriarchat in eine Gesellschaft des Gleichgewichts” viele spannende Gedanken, Thesen und Modelle geboten.
Das Programm zur Matriarchatsforschung, das die Tagungsteilnehmerinnen und einige wenige Männer beim Internationalen Muttergipfel in Karlsruhe erwartete, war vielfältig und umfangreich. Die Organisatorinnen – federführend Siegrun Laurent von der Feministischen Akademie ALMA MATER (Speyer/Karlsruhe) unterstützt von Uschi Madeisky vom Verein MatriaVal e.V. (Frankfurt) und Dagmar Margotsdotter-Fricke vom Kultur- und Bildungsprojekt matria-Oase aus Hamburg – hatten deshalb gewisse Mühe, den Zeitplan wenigstens einigermaßen einzuhalten.
Dafür war die Gelegenheit einmalig, viele, die in der Matriarchats- und Frauenforschung Rang und Namen haben, persönlich zu erleben: Dr. Christa Mulack zum Thema “Muttersein – vom patriarchalen Unwert zum matriarchalen Mehrwert”, Prof Dr. Luisa Muraro von der italienischen Philosophinnengemeinschaft DIOTIMA zur Symbolischen Ordnung der Mutter, Genevieve Vaughan aus den USA zum “mütterlich-schenkenden Prinzip”, Dr. Heide Göttner-Abendroth, die Begründerin der Matriarchatsforschung in Deutschland, zum Thema “Mutter-Mutterschaft-Mütterlichkeit – was heißt das jenseits des Patriarchats”, Prof. Dr. Ursula Pfäfflin aus Dresden als Moderatorin einer “Gesprächsrunde am Herdfeuer” zu Eindrücken vom Volk der Khasi in Indien, Dr. Andrea O’Reilly über ARM, die Mütterbewegung in Kanada, Prof. Dr. Annette Kuhn vom Haus der Frauengeschichte in Bonn über das Erkennen unserer matriarchalen Muster und nicht zuletzt Prof. Dr. Veronika Bennholdt-Thomson, die eine der “starken Mütter von Juchitàn” aus Mexiko vorstellte.
Kurzfristig abgesagt hatte Prof. Dr. Claudia von Werlhof; ihre Vertreterin, Dr. Mariam Irene Tazi-Preve vom Österreichischen Institut für Familienforschung, profiliert durch ihre Forschung über Scheidungsväter und das Buch “Väter im Abseits”, stellte sich mit ihrem Vortrag “Familie als matriarchale Sozialordnung” als würdiger Ersatz und eine der Neu-Entdeckungen dieser Tagung heraus. Weniger bekannt, jedoch nicht weniger interessant waren die Newcomerinnen Cécile Keller aus der Schweiz zu “matriarchaler Medizin” und Dr. Kirsten Armbruster, Autorin des Buches “Starke Mütter verändern die Welt” über ihre Erfahrungen als matriarchale Frau im bayerischen Kommunalwahlkampf.
Zwei Referentinnen zeichneten sich dadurch aus, dass sie nicht nur jeweils in ursprünglichen matriarchalen Strukturen aufgewachsen waren und also über ganz unmittelbare persönliche Erfahrungen erzählen konnten, sondern auch in Europa wissenschaftlich darüber geforscht hatten: Dr. Malika Grasshoff, die aus der Berbergesellschaft der Kabylen in Algerien berichtete und die Schweizer Vietnamesin Isabelle My Hanh Derungs. Direkte Erfahrung aus dem Leben in einer matriarchalen Kultur vermittelten auch – simultan übersetzt – Wengji Wang von den Mosuo in China und die Juchitecà Maria Meneses aus Mexiko im Gespräch mit Veronika Bennholdt-Thomson.
Weniger Aufmerksamkeit bekamen – wegen technischer Probleme und vielleicht auch wegen gewisser Langatmigkeit – die Filmbeiträge von Uschi Madeisky und Gudrun Frank-Wissmann.
Die Einbindung in den Zyklus der Jahreszeiten und meditative Tänze werden zumindest in Deutschland als wesentliche Elemente einer matriarchalen Kultur gesehen und fehlten natürlich auch auf dem Kongress nicht: bei der sehenswerten, extra für die Tagung kreierten Performance “Der Jahreskreis” von Brunhilde Kluss und ihrer Gruppe, bei der Vorstellung des eindrucksvollen, aus drei Spiralen bestehenden Labyrinths von Li Shalima aus Berlin, das am Samstagabend auf dem großen Platz vor dem Konzerthaus ausgelegt und von der Masse der Teilnehmerinnen gemeinsam begangen wurde und ebenfalls am Samstagabend, als sich viele Frauen in einem zwar großen, aber doch zu kleinen Raum mit Tricia Laurent versammelten, um in schließlich vier Kreisen die “Verbundenheit im Tanz” zu spüren. Erwähnt sei auch die Vorführung des “Mutter-Sohn-Tanzes” von Aliou Dième aus dem Senegal am Samstagmorgen.
Insgesamt also ein reichhaltiges Programm, bei dem Vieles wiedergehört und so Manches neu entdeckt werden konnte. Die Gespräche in den Pausen ergaben sehr unterschiedliche Bewertungen der verschiedenen Eindrücke. Diese spiegeln sich in den einzelnen Beiträgen zum Internationalen Muttergipfel 2008 auf bzw-weiterdenken.
Juliane Brumberg: Macht der Frauenbeziehungen
Ingrid Maria Bertram: Nicht “Vater Staat” sondern Mutterland
Bettina Schmitz: “Labyrinth“, ein Gedicht, passend zu den Themen des Internationalen Muttergipfels
Zuschrift: Cornelia Roth: Konkrete oder symbolische Ordnung der Mutter?
Hunderttausende von Vätern werden vom Vater Staat auf Wunsch von Müttern, Mütter, die Anwälte engagieren, die genau wissen, was beim Richter zu sagen ist, von ihren Kindern entfremdet. Hunderttausende! Keine Richter, eine Richterin erst Recht nicht, verweigert einer Mutter, die es darauf anlegt, ihren matriarchalen Anspruch, ALLEIN über die Kinder zu herrschen UND sich zugleich finanzieren zu lassen! (Nur in Norwegen sind die Frauen zu stolz, sich vom Exmann aushalten zu lassen, und gehen arbeiten.) Und ihr blubbert hier was vom Matriarchat. Hallo aufwachen. Wir leben längstens in einem solchen. Ihr seid nur zu dumm, es zu sehen!!! Aufwachen!!! Kinder brauchen auch einen Vater!!!!!!!