Forum für Philosophie und Politik
Von Antje Schrupp
Die Ideen der Frauenbewegung waren für Frauen eine Befreiung, haben viele Männer aber verunsichert. Warum ist es nicht gelungen, Männer (von einigen Ausnahmen abgesehen) wirklich für den Feminismus zu gewinnen?
Dorothee Markert hat in diesem Forum mit ihrem Artikel Traumatisierungen zwischen Frauen und Männern die Diskussion darüber eröffnet, dass in der Frauenbewegung den Männern gegenüber auch Unrecht getan wurde. Dass nicht voneinander gelernt werden kann, ist ein Hinweis auf gestörte Beziehungen. Allzu häufig wurden aus der Kritik an einer männlichen symbolischen Ordnung und aus dem Entsetzen über das entdeckte Ausmaß der Gewalt gegen Frauen Rechtfertigungen für pauschale Angriffe und Ausschlüsse gegen Männer genommen. Wie kann es gelingen, die beschädigten Geschlechterbeziehungen zu heilen?
Eine Frage, die Ursula Knecht in ihrem Kommentar aufgegriffen hat: Versöhnungspotential sieht sie vor allem in der gemeinsamen Sorge für das Gute Leben.
Der Konflikt zwischen Frauen und Männern hat sich – auch wegen des dabei begangenen Unrechts – inzwischen zum Gestus verfestigt, meint Antje Schrupp. Sie hält es deshalb für notwendig, gute Erfahrungen des Dialogs zu ermöglichen und auch symbolisch sichtbar machen: zum Artikel
Ingrid Maria Bertram hingegen findet nicht, dass der Ausschluss der Männer seitens des Feminismus ein Fehler war. In einer Erwiderung auf Dorothee Markert schreibt sie über Aktionsformen in der Frauenbewegung, unterschiedliche Anliegen und deren biografische Hintergründe: zum Artikel
Kerstin Wolff weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es notwendig ist, auch die historische Dimension der Frauenbewegung zu sehen und zu berücksichtigen: zum Artikel
Grundlage für diese Diskussion ist unter anderem ein älterer Text von Dorothee Markert, in dem sie bereits vorgeschlagen hat, dass Frauen den Diskurs mit den Männern suchen und bewusst führen sollen: Am Ende der Ordnung des Vaters regiert die Unordnung der Brüder. Warum Frauen auf Männer zugehen sollten.
Auch die jüdische Theologin Eveline Goodman-Thau hält den Dialog mit den Männern für eines der wichtigsten Themen des gegenwärtigen Feminismus. Ihre für manche sicherlich überraschende Interpretation des biblischen Schöpfungsberichtes zeigt gleichzeitig so manche Ursachen des Problems: Adam und Eva: Auf ein Neues. Interview mit Eveline Goodman-Thau über die Schöpfungsgeschichte und den Dialog der Geschlechter.
Silke Teuerle wiederum skizziert in ihren Glossen die Tücken der alltäglichen Kommunikation zwischen Frauen und Männern. In Sexy, sexy, sexy fragt sie sich nach einem anstrengenden Tag in Umkleidekabinen mit wenig stimmungshebenden Spiegelbildern, was es so auf sich hat mit dem Sex-Appeal und dem Verhältnis zwischen Frauen und Männern. Und in “Dann machen wir es uns ganz gemütlich” schildert sie die heutigen Tücken des häuslichen Geschlechterdialogs.